Vorwort:
Das Abenteuer ist im Expeditionen-Band zu finden. Darin bestreiten die Charaktere einen Wettkampf im brasilianischen Urwald, um ein unverhofftes Millionenerbe antreten zu können. Ziel ist, an einem festgelegten Punkt anzukommen und schneller zu sein als die Gegnerpartei, die auch Ansprüche auf das Erbe hat. Während der Rallye stö?t man auf Spuren von Kannibalen, gerät dann in deren Machtbereich und schlie?lich in ihr Hauptquartier, einer christlichen Mission.
Für dieses kurze, geradlinige Abenteuer habe ich mich dann entschlossen, einen kurzen Spielbericht zu schreiben. Der soll auch absichtlich nicht an der Aktion Spielbericht 2009 teilnehmen, da ich ja schon einen Beitrag ins Rennen geschickt habe

Wir hatten recht spontan beschlossen, Cthulhu zu spielen und deshalb hatte ich gerade mal Zeit, das Abenteuer einmal zu lesen und die Handouts zu kopieren, bevor es losging. Was ich vergessen hatte: Am besten ist es, wenn man die NSC-Mitstreiter der Spielercharaktere auch komplett kopiert, da man deren Wert doch recht oft braucht. Ansonsten muss man halt ständig nachschlagen.
Wahrscheinlich kann man auch noch gut irgendwelche Dschungelklänge einbinden, dazu gibt es hier schon einen Thread. Generell ist es sicherlich hilfreich, wenn man sich im vorhinein etwas mehr über die Gegend informiert. Das Abenteuer ist dagegen allerdings auch so linear gestrickt, dass man sich kaum Gedanken um Personenlisten, komplizierte Zusammenhänge etc. zu machen braucht. In der Tat lie? es sich nach einmaligem Lesen recht gut leiten.
1.Wie lange ging das Abenteuer?
Inklusive Charaktererschaffung spielten wir 7 Stunden. Das Abenteuer bietet sich meiner Meinung nach auch nicht so recht für zwei Abende an, da im ersten Teil nicht so viel geschieht.
2.Wieviele Spieler waren dabei?
Es waren nur zwei Spieler, ansonsten hätte es wahrscheinlich länger gedauert.
3.Wurden NSC, Handouts genutzt, neu konzipiert, waren diese Hilfreich?
Wurde alles genutzt, wie vorgegeben. Die verschiedenen NSC (schon alleine fünf ständige Begleiter der Gruppe) kamen gut zur Geltung und erschienen recht individuell gestaltet.
4.Wie wurde die Umgebung dem Abenteuer angepasst?
gar nicht

5.Gab es vorgefertigte Charaktere und wie wurden diese gespielt?
nein.
6.Welche Elemente des Abenteuers waren besonders gut gelungen und welche waren eher weniger gelungen?
+ Atmosphäre: im Gegensatz zu 'normalen' Cthulhu-Abenteuern ist das Setting hier schon neuartig und kam auch sehr gut bei den Spielern an. Um die richtige Stimmung auch zu halten reichte es bei uns, die vorgeschlagenen Tipps und Ereignisse aus dem Band einzusetzen.
+ Der gesamte zweite Teil des Abenteuers: Sobald die Charaktere zu Fu? weitermarschieren müssen geschehen ständig gruselige Dinge (verlassene Handelsstation, Indio-Dorf, Militärposten, Mission) die sehr gut Wirkung zeigten.
+ Die Mission: Sobald die Charaktere an der Mission ankommen haben sie endlich viele verschiedene Optionen offen und die Handlung wird völlig frei.
- Die Linearität des ersten Teils des Abenteuers: Leider dauerte es sehr lange (ca. 4 1/2 Stunden), bis dass die Gruppe die Handelsstation erreichte. Um eine vernünftige Dschungel-Expedition darzustellen, sollte man das auch nicht zu sehr abkürzen. Schon alleine die Vorbereitung hat bei uns 1 ¢ Stunden gedauert, in denen fast ausschlie?lich indirekt gespielt wurde. In der ganzen Zeit, im Grunde bis zur Ankunft in der Mission, sind alle Ereignisse vorgegeben. Im Buch stehen zwar immer wieder Tipps, wie man es so aussehen lassen kann, dass mehr Handlungsfreiheit vorhanden wäre, dennoch kann man das wohl nicht mit jeder Spielergruppe machen. Es gibt aber auch viele Anregungen, wie man die Spieler auf ihrer Reise beschäftigen kann (Wasserfälle, Stromschnellen, Wilde Tiere, Aktionen der NSCs), all dies hat jedoch keine wirkliche Auswirkung auf die Handlung. Bei uns hat es wunderbar geklappt und war der Atmosphäre sogar förderlich, andere Spieler könnten sich durch solche Sachen vielleicht gegängelt fühlen.
7.In welcher Situation gab es Probleme? Wie könnten diese vermieden werden?
Ab und zu tauchten Fragen auf, die ich wegen unzureichender Vorbereitung nicht beantworten konnte, z.B. zu Tieren oder Pflanzen in der Gegend. Wirkliche Probleme waren das allerdings nicht. Ein spielentscheidendes Problem ist dennoch vorhanden: dadurch, dass die Gruppe den eindeutigen Auftrag hat, als erster im Ziel anzukommen, treten andere Motivationen schnell in den Hintergrund. Wenn die Gruppe also ihre volle Handlungsfreiheit endlich erlangt, indem sie in der Mission ankommt, so kann das Problem entstehen, dass sie nicht sehr lange hier verweilen wollen, OBWOHL sie herausgefunden hatten, dass ihr Konkurrent tot war. Obgleich es Hinweise darauf gab, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, fehlte bei den Charakteren die Motivation sich diesen Gefahren auszusetzen. Da wollte man einfach lieber den Zielbereich erreichen.
Durch einen verletzten NSC konnte ich die Spielercharaktere dazu bewegen, wenigstens eine Nacht in der Mission zu bleiben. Auf noch mehr vorgegebene Handlung hatte ich dann keine Lust, sodass die Charaktere recht schnell den Ort verlie?en (und damit alles richtig machten). Es mag auch an der späten Uhrzeit gelegen haben, aber mir fiel in dem Moment auch kein anderer plausibler Rettungsanker mehr ein...
8.Wie wurde das Abenteuer beendet und was hat den Spielern dabei geholfen, was stand ihnen im Weg?
Die Spieler beendeten dann die Rallye erfolgreich, indem sie am vorgegebenen Zielort ankamen. Ich hatte von einer Verfolgung durch die Kannibalen abgesehen, da sie in meinen Augen unlogisch erschien. Warum sollten sie eine Verfolgung beginnen, wenn sie die Charaktere auch nachts in ihrem Dorf oder sonstwo hätten angreifen können. Au?erdem ist ihr Gefängnis ja noch gefüllt, also unternahmen sie nichts.
Die Spieler waren davon natürlich überrascht. Sie hatten damit gerechnet, dass am Zielort noch eine ?berraschung warten würde oder etwas in der Richtung. Wir beschlossen dann, ézurückzuspulenæ und das Finale noch einmal zu spielen

9. Wenn du das Abenteuer erneut spielen würdest, was würdest du ändern oder auf jeden Fall noch mal machen?
Das hörte sich jetzt schon ziemlich negativ an, allerdings kann ich sagen, dass das Abenteuer bei meinen Spielern wirklich sehr gut ankam. So kanns gehen... deshalb würde ich beim nächsten mal auch nicht viel ändern. Auf jeden Fall aber würde ich mich besser auf das Abenteuer vorbereiten und vielleicht die Situation in der Mission nochmal gut durchdenken, um schonmal mehr Ideen zur Improvisation bereit zu haben.
Fazit:
Stimmung: 7/10
Meta-Abenteueraufbau: 3/10
Setting: 10/10
Geschätzte Spielermeinung: 8/10
SL-Meinung: 7/10
Wenn man weiss, dass seine Spieler mit geringer Handlungsfreiheit sowie starkem Railroading in Verbindung mit einem geilen Dschungel-Setting klar kommen und man selber Lust hat, sehr viel zu erzählen, dann wird das Abenteuer bestimmt gut abkommen.