4. Sitzung
Dauer: ca. 4 Std.
Inmitten heftigen Schneefalls gelangten die Charaktere nach stundenlanger Fahrt spätabends in Long Melford an und hatten nichts weiter im Sinn als eine warme Mahlzeit und ein Bett.
Morgens erkundigten sie sich bei den Betreibern der Ox Tavern, den OÆNeills, nach Wanderkarten (Sir CharlesÆ Spieler hatte vergessen, dass er bereits eine Detailkarte im Gepäck trug) und Wanderzielen und waren sofort als seltsame Städter verschrien.
Durch tiefen Neuschnee stapfte man einen Feldweg entlang zum Springer Mound. Hier trennte sich die Gruppe: Das "Jungvolk" (Faye, Travis und Sir Charles) erklomm den Hügel und stellte dabei eine merkwürdige breiige Beschaffenheit des Bodens fest; Lady Edith und Henry umrundeten gemächlich den Hügel und entdeckten JenningsÆ Hof sowie den Ulmenhain.
Auf der Hügelkuppe stie? man sofort auf die Mulde voller teerartiger, heftig nach verfaulendem Obst stinkender Substanz. Während Travis den Gestank aus seinem Traum in St. AgnesÆ wiedererkannte, wurde Sir Charles nach einer missglückten KO-Probe spontan sein Frühstück wieder los. Das hinderte ihn nicht daran, etwas von der Substanz zur späteren Analyse in seine Thermoskanne abzufüllen. Faye trat in eine unter Schnee verborgene Vertiefung und verletzte sich den Knöchel, aber bei der darauf folgenden Untersuchung entdeckte Sir Charles die ehemaligen Standorte der Monolithen rings um die Grube.
Derweil machte Henry mit seinem Feldstecher die kreisenden Byakhee aus. Seine Spielerin hatte extra vorher betont, das Fernglas zur Vogelbeobachtung mitzunehmen û solche Einfälle verdienen es, belohnt zu werden! Ohne zu viele Details erkennen zu können, stellte Henry doch fest, dass diese Kreaturen weder Vögel noch Fledermäuse waren und eindeutig nicht in seinen biologischen Wissensschatz passten.
Im Ulmenhain stie?en Henry und Lady Edith auf die verschneiten Monolithen, legten sie frei und notierten die Inschriften, soweit lesbar. Kurz darauf gesellten sich Travis und Sir Charles mit der verletzten Faye zu ihnen, und während sie noch planten, beim nahen Bauernhof Hilfe zu suchen, kam bereits ein aufgebrachter Harold Jennings samt Hunden und Schrotflinte auf sie zu.
Sein anfängliche Aggression wusste Faye auf charmant-feminine Art zu zerstreuen, aber viel mehr erfuhr die Gruppe nicht (warum fangen Spieler immer an zu diskutieren, wenn sich ihre Charaktere mitten im Gespräch mit einem NSC befinden?), denn Jennings feuerte seine Schrotflinte auf die Monolithen ab, und etwas Massiges stürzte aus dem Himmel herabà
Geschlossen trat die Bande den eiligen Rückzug in das Wäldchen an, ohne auch nur einen weiteren Blick zu riskieren. Nur die halb getragene, halb mitgezerrte Faye schaute gleich Lots Frau über ihre Schulter und sah das Byakhee Jennings ein grausiges Ende bereiten.
Als sich der erste Schock gelegt hatte, beschloss man, zum Hof zu gehen und eventuelle andere Bewohner zu alarmieren. Nachdem niemand anzutreffen war, lieh sich Sir Charles eines der Pferde und ritt nach Long Melford, um den örtlichen Constable zu benachrichtigen: Man habe den Bauern auf einem Spaziergang tot auf gefunden. PC Smith rückte dann auch mit dem Dorfarzt Dr. Elsworth an.
Auf JenningsÆ Hof suchte Henry nach Hinweisen auf die mysteriösen Leute, die den Bauern für die Aufbewahrung der Monolithen bezahlt hatten, fand aber nichts.
Constable und Arzt einigten sich schnell darauf, dass Jennings von einem seiner eigenen Hunde angefallen worden sei. Dr. Elsworth nahm Faye mit zurück nach Long Melford; auf dem Weg fragte sie ihn diskret aus und erfuhr von Fremden, die zum Jahreswechsel 1925/26 in den Ort gekommen waren, und dass fünf Bewohner von Clare Melford in jeder Nacht gestorben waren.
Natürlich wurde daraufhin Wirt OÆNeill noch einmal befragt. Er beschrieb fünf Fremde, unter denen die Ermittler Alexander Roby und Lawrence Bacon erkannten. Mit einem tollen ?berreden-Wurf konstruierte Faye eine wilde Geschichte über "ihren Freund Alex", so dass OÆNeill bereitwillig sein Gästebuch herausrückte. Darin fanden sich Alexanders und Bacons Namen sowie der Malcolm Quarries, Henry Listers und eines "M. Edwards". Die Ermittler waren eindeutig auf der richtigen Spur!
?ber einem Abend in der Gaststube (Harold JenningsÆ Tod war Dorfgespräch) ging der Tag zu Ende.
Beim sonntäglichen Kirchgang schöpfte die Gruppe neue Kraft und Stabilitätspunkte, die sie wirklich nötig hatten. Vor der Rückkehr nach London wollte man der Nachbargemeinde Clare Melford noch einen Besuch abstatten und kehrte im Railway Public House ein. Wirt Dick Blair (Fayes Spielerin: "Jetzt wundert mich gar nichts mehr." û Sie bezog es nicht auf Tony, sondern auf die gleichnamige Hexe

) wusste nichts über die Vorkommnisse, da er erst 1926 hierhergezogen war. So ganz kaufte Henry ihm seine Geschichte über Landluft und nette Leute nicht abà ein Londoner Kneipier, der mir nichts, dir nichts aufs Land zieht? Aber ein Psychologiewurf scheiterte.
Die Frage nach Gästebüchern wiegelte Blair zunächst ab. Vielleicht habe sein Vorgänger Mr. Larkin gar keine geführt. Er müsste erst suchen. Henry gab ihm Sir CharlesÆ Adresse, an die Blair seine Funde schicken sollte, plus ein dickes Trinkgeld.
?ber dem Mittagessen fasste man alle bisherigen Erkenntnisse einmal zusammen.
Diese Sitzung war geprägt von Konzentrationsstörungen, daher auch die lange Dauer im Verhältnis zu den Geschehnissen. Meine Androhung, pro Minute Abgelenktsein einen Stabilitätspunkt abzuziehen, wirkte leider nur eine Zeitlang.
Das Konstruktivste dieses Abends war sicher das Zusammentragen der Puzzleteile und die Diskussion darüber. So wurde den Spielern einiges deutlicher, und ich hatte einen guten Einblick, was sie wussten, vermuteten und planten.
Sicher sind sie sich darüber, dass Edwards & Co. Silvester 1925 am Springer Mound etwas beschworen. In einem schönen Moment akzeptierten sie nach den aktuellsten Ereignissen auch die Tatsache, dass Alex offenbar völlig zu Recht für den Mord an seinem Vater und seiner Schwester verantwortlich gemacht wurde û ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass sie Sympathie und Mitgefühl für ihn entwickeln würden.
Uneinigkeit herrscht darüber, wie der Mord an Yates ins Bild passt. Wurde auch er Opfer eines Byakhee oder ist er womöglich ein roter Hering? TravisÆ Spieler erkannte endlich die Bedeutung der Bleistiftanmerkungen in AlexÆ Büchern, was zum ersten Mal den Verdacht aufkommen lie?, jemand versorge ihn mit Gegenständen, die er nicht haben dürfte.
Den Zusammenhang zwischen Ausgrabung und Beschwörungsort schlussfolgerte noch niemand richtig. Die klassische Vermutung: Die Archäologen hätten 1907 etwas in dem Hügel geweckt.
Was ich definitiv besser herausarbeiten muss, sind die Absichten der Kultisten, respektive dass überhaupt Absichten vorhanden sind. Das wurde den Spielern nämlich bisher nicht wirklich bewusst.
Pläne der Charaktere: Substanz analysieren lassen, sich über eine mögliche besondere Sternenkonstellation zu Silvester Æ25 schlaumachen, endlich jemanden finden, der Deutsch spricht, und wahlweise Dynamit organisieren, um die Monolithen zu sprengen (Sir Charles) oder die verbliebenen zwei Stelen auf sanfteren Wege so drehen, dass ihre Inschriften lesbar sind (Rest). Theoretisch dürfte das Ergebnis so oder so Byakhee hei?en, aber da die Charaktere vermutlich nicht schnell genug handeln, erübrigt sich die ?berlegung. 8)