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Spielbericht: Gaukler von Jusa
Spieler: 2 (Beide rollenspielerfahren, allerdings noch neu bei Cthulhu) Beide Spieler kamen über Lovecrafts Geschichten zum Call of Cthulhu Rollenspiel.
Dauer: 5 Stunden
Charaktere:
Lieselotte Bosler (geb. Krämer) û die Frau des Apothekers. Ihr Mann Wilhelm kam als mentales Wrack aus dem Gro?en Krieg zurück und ist gewalttätig, Alkohol- und Morphiumabhängig. Sie schmei?t die Apotheke also allein. Sie hat eine neunjährige Tochter (Anna-Maria) und eine heimliche Liebschaft mit Otilie von Kammenberg (freischaffende Spiritistin). Au?erdem ist sie sehr Okkultismus gläubig, was zu manchen Streitereien mit ihrem Bruder führt.
Gottfried Krämer û katholischer Priester. Lehrt am Tübinger Priesterseminar. Lebt in einem Haus am Rande der Stadt und hat auch nach der Inflation noch das Geld, sich zwei Angestellte (Haushälterin Rosa und deren Mann Friedhelm) zu leisten. Er ist fast 10 Jahre älter als seine Schwester Lieselotte. Reicher Onkel für Anna-Maria.
Anmerkung zu Anna-Maria: Das Mädchen wurde als NSC mit durch das Abenteuer geführt, was sich aber als nicht weiter problematisch erwies. Als Kind der Zwanziger war sie die meiste Zeit irgendwo drau?en unterwegs zum spielen. Die im Abenteuer zunehmende Angst der Mutter um ihre Tochter hingegen war eine echte Bereicherung.
Setting: Wir spielten in Tübingen des Jahres 1924. Damit lag die Inflation hinter den SCs, die Zwanziger waren aber noch genügend jung um auf die Spieler exotisch zu wirken.
Musik: Ich stellte vorher jeweils kurze Playlists zusammen, die den im Abenteuer angegebenen Stimmungen entsprachen. Mit dabei waren Songs von Musika Cthulhiana, Nox Arcana, Erdenstern, Isaac Sheppard, und dem Soundtrack von äStadt der verlorenen Kinderô.
Ablauf
Tag 1: Der Jahrmarkt und der Alte Mann
Wir begannen das Szenario mit Mutter, Tochter und Onkel auf den Weg zum Jahrmarkt. Alle trugen ihre besten Kleider, um beim Jahrmarktsfotografen Bilder machen zu lassen. Sobald sie das Festgelände betraten, drohte das Mädchen natürlich sich ins Gedränge zu stürzen, woraufhin sie zunächst auf die Schultern des Onkels gesetzt wurde, und man sich schleunigst direkt nach dem Fotografen umsah. Die Fotos wurden dann auch mit Glück etwas.
Woraufhin Gottfried seine Familie noch auf eine rasante Fahrt im Kettenkarussell einlud. Dann gab man Anna-Maria ein paar Pfennige in die Hand und lie? sie mit ihren Freunden abziehen. Die SCs hingegen nutzten die Angebote des Jahrmarktes û und die Spieler nutzten diese Chance wie beabsichtigt um mit verschiedenen Probewürfen das Cthulhu-System kennenzulernen. Dieser erste Teil auf dem Jahrmarkt wurde ausgiebigst ausgespielt. Lieselotte gewann sogar ein neues knallrotes Fahrrad als Hauptpreis beim Lose ziehen, und fuhr damit zwischendurch nach Hause weil sie sich nicht traute es einfach an der Festwiese stehen zu lassen. Das Spiegelkabinett hob man sich bis zuletzt auf, und war ehrlich schockiert über die grausame Geschichte, die der Leierkastenmann den Kindern erzählte. Nachdem man aber Anna-Maria nicht bei den Kindern entdeckte, atmeten Beide auf und gingen in das Spiegelkabinett hinein. Dort begann schnell das Gruseln vor den Spiegeln, was die Charaktere aber auf die doch recht fortgeschrittene Zeit und den konsumierten Alkohol schoben. Die antike Bronzescheibe wurde von Gottfried als mesopotamischer Spiegel erkannt und man staunte ausgiebigst über sie. Dann ging es schnell wieder hinaus.
Drau?en lief der zweite Teil des Jahrmarktes dann ab wie geplant. Als das Kettenkarussell sich immer schneller drehte und Panik aufkam, suchten beide zunehmend selber panisch nach Anna-Maria. Schlie?lich gelang es ihrem Onkel sie zu erreichen und an den Rand des Geschehens zu ziehen, was Liese-Lotte erleichtert zur Kenntnis nahm û bevor dann direkt neben ihr die Gondel einschlug und das kleine Mädchen traf, dessen Kleid so schrecklich dem ihrer eigenen Tochter glich.
In der folgenden Panik verlor dann Lieselotte erstmal völlig die Beherrschung, schrie verzweifelt nach ihrer Tochter und schlug wahllos auf alles in ihrer Umgebung ein û auch auf den SchuPo der versuchte, sie aus dem Gedränge herauszutragen. Dieser Zusammenbruch war umso äechterô als dass die Spielerin bei der Charaktererschaffung den Verlust der Tochter als schlimmsten Alptraum des Charakters festgelegt hatte. So brauchte es dann auch Anna-Maria selber, um Lieselotte einigerma?en wieder zu beruhigen.
Nach fast einer Stunde machten sich die SCs dann auch niedergeschlagen auf den Weg zurück nach Hause. Unterwegs trafen sie û wie vorgesehen û den betrunkenen Hans Steible. Gottfried half dem alten Mann auch, obwohl Liselotte dagegen argumentierte und einfach nur noch mit ihrer Tochter nach Hause wollte. GottfriedÆs Priesterseele setzte sich aber durch, und so brachte er Herrn Steible sogar noch bis in dessen Bett. Steible drückte ihm die Aktentasche in die Hand und es kam zu einem kurzen Gerangel, da Gottfried die nicht einfach so annehmen wollte. Nach einigem Hin und Her musste er sich dem stärkeren Hans Steible aber geschlagen geben und nahm die Tasche mit û entschlossen sie am nächsten Morgen gleich zurück zu bringen.
Ich wollte gerne, dass die Beiden schon vorher in die Tasche hineinschauen, daher lie? ich in die Beschreibung einflie?en, die Tasche sei ungewöhnlich schwer (der Webley!) und würde auch leise metallisch klingeln, wenn man sie leicht schüttelt (die Patronen!). Tatsächlich machte dies sogar Gottfried neugierig (äEigentlich sollte ich ja nicht reinschauen, aber neugierig ist man ja schon.ô).
Gottfried begleitete Lieselotte und Anna-Maria zu deren Wohnung (über der Apotheke). Dort brachte Lieselotte ihre Tochter zu Bett (in das Elternschlafzimmer!) und setzte sich dazu. Sie war noch immer sehr geschockt, und wollte ihre Tochter nicht aus den Augen lassen. Neugierig nutzten die Beiden SCs die Chance um die Aktentasche zu untersuchen. Als dann Liesls Ehemann betrunken die Treppe hochtorkelt, verabschiedet sich Gottfried und nimmt die Aktentasche mit zu sich nach Hause.