Geschrieben 05. März 2013 - 11:04
Klar, konsekutive Stabi-Würfe sollten entweder vom Verlust her eingeschränkt werden, oder gar zu gar keinem Abzug mehr führen, wenn diese in einem sehr kurzen Zeitrahmen passieren. Sieht man den ersten Ghoul, ist das ein Schock. Ne halbe Stunde später dann der dritte, und es gibt geringeren Abzug, vielleicht auch gar keinen, da der Schock noch sitzt. Drei Stunden später aber gibts auf jeden Fall wieder Abzug, wenn auch geringer. Und wenn dann der vierte, fünfte und sechste auftauchen, dann ists (im Rahmen eines vernünftigen Zeitraumes) schon sinnvoll, irgendwann nix mehr abzuziehen. Sonst wirds albern.
Das gilt mEn aber nur für ebendiesen Zeitraum. Tage, Wochen, Monate später sollten Stabi-Würfe wieder voll zuschlagen.
Warum?
Weil der Charakter das Gesehene verdrängt.
Meiner Ansicht nach rührt der Stabilitäts-Verlust primär daher, dass die Weltanschauung in ihren Grundfesten erschüttert wird. Man sieht Dinge, die es nicht geben darf, die "nicht sein können". Je grö?er der zeitliche Abstand, desto einfacher wird es dem Charakter fallen, das erlebte als Hirngespinst, Fantasterei, Halluzination o? abzutun. In jedem Fall aber finde ich es am Realistischsten, wenn ein Verdrängungsprozess, welcher Art auch immer, in Gang gesetzt wird. Ein erneutes Erleben lässt alte Wunden wieder aufbrechen, und führt zu neuem Schock. Und es wird schwerer, das dann zu verdrängen...
Etwas Anderes ist es, wenn man durch die verlorene Stabilität Mythos-Wissen dazuerhält. Dann hat man ja nicht nur Einblick in die wahre Natur des Universums erhalten, man ERKENNT und VERSTEHT das sogar als ebendiese "Wahrheit", was nicht nur zum temporären, sondern gar zum langfristigen Zusammenbruch des Glaubens an die Realität führt. Daher kann Stabilität ja auch nie höher gesteigert werden als 99 minus Mythos-Wissen.
Mythos-Wissen ist demnach mEn nicht nur eine Angabe, wieviel man vom wahren Kern der Dinge erkannt hat, sondern auch eine Prozentangabe dazu, zu welchem Teil das eigene, normale und "geistig gesunde" Weltbild schon Schaden genommen hat. Das ist mEn die massive Schattenseite des Wissens!
Dann macht es auch wieder Sinn, dass man am Ende eines Abenteuers Stabilität zurück erhält, wenn man triumphiert. Denn in diesem Fall ist der Glaube an das eigene, stabile Weltbild wieder hergestellt - die Dinge sind wieder so, wie sie "sein sollen". Gut gewinnt, und all der Schmonzes...
Und dann macht auch Therapie zur Wiederherstellung von Stabilität massiv Sinn. Denn dann ist sie nichts Anderes, als die Wiederherstellung der eigenen Selbstsicherheit, des Vertrauens in Realität und Weltbild.
Worauf ich damit hinauswill:
Wenn man durch Stabilitätsverlust Mythoswissen erhält, DANN (und mEn NUR dann) sollte eine Abhärtung erfolgen, eine Immunisierung gar im äu?ersten Fall. Sonst nicht.
Natürlich gefällt uns allen der Gedanke besser, dass sich die Spielercharaktere darüber unterhalten, dass die Spuren hier ja irgendwie denen gleichen, die sie vor zwei Jahren im Balkan gesehen haben. Und dass es sich dabei dann selbstverständlich um solche von Ghoulen handeln muss, die mit Sicherheit auf dem nächsten Friedhof oder hier irgendwo in Erdhöhlen hausen.
Aber realistisch ist das mEn nicht. Viel eher werden die Charaktere bewusst NICHT darüber reden, sondern versuchen, das Wissen zu verdrängen. Je öfter man allerdings über ebensolche Spuren stolpert, desto unzweifelhafter ist deren Existenz, desto weniger kann man das Gesehene wegleugnen.
Entsprechend würde ich einen anderen Weg gehen.
Jedesmal, wenn ein Charakter ein Trauma erhält, bekommt er auch Mythos-Wissen dazu. Einmalig 5% - was nicht nur unspezifiziertes Wissen um "Dinge" repräsentiert, sondern auch die Erkenntnis, dass unsere Welt eben nicht so ist, wie wir sie uns vorstellen möchten. Und dann jedesmal 1% mehr, womit diese Erkenntnisse mehr und mehr gefestigt werden.
Ich würde daher genau dann festhalten, dass jemand "Erfahrung" mit einem Wesen gesammelt hat (im Gegensatz zur einfachen "Begegnung"). Und von da an würde ich konsekutiv ein Abhärten akzeptieren können. Denn der Charakter hat nicht nur "gesehen", er hat auch "gelernt" und "verstanden".
Das schlägt im Prinzip dann ja auch in die Bresche von Debunker-Charakteren. Denn sobald DAS einmal eintritt, können sie Dinge nicht mehr so leicht wegerklären und ignorieren.
Never trust the storyteller. Only trust the story.
(Neil Gaiman, Sandman #38)
It is a fool's prerogative to utter truths that no one else will speak.
(Neil Gaiman, Sandman #19)