Ich weiss nicht, wie man einen solchen Bericht schreibt, also lege ich einfach mal los.
Auf der Deutschen Cthulhu Convention habe ich zum ersten Mal und dann gleich noch zwei weitere Male, mein selbst geschriebenes Abenteuer geleitet. Geplant waren 4-5 Stunden, was ich aber schnell auf 3,5 Stunden korrigieren musste.
Angeboten wurde am Anfang eine reine Damenrunde. Und das nicht ohne Grund.
Der CDW basiert auf einer einfachen Handlung. Vier Frauen sind mit einem Mann (dem schönen Matteo) auf verschiedene und "unorthodoxe" Art und Weise verbunden und befinden sich plötzlich mitten in einem Alptraum, als der gute Notar Matteo Fenni stirbt,
Die Beerdigung bei seinem Jagdhaus wird schnell zu einer Art aufgezwungenem "Spiel der Ermittlungen".
Es gibt keinen Pulp, das Blut fliesst nur mässig, der Gegner zeigt sich selten und wenn, dann nur kurz. Zu Anfang weiss man nicht wirklich WER der Gegner eigentlich ist.
Als Spielleiter kann ich sagen, dass man auch am Ende nicht wirklich weiss, wer der Gegner war.
Ein Bösewicht? Oder doch die Frauen selbst?
Die 3 Gruppen waren so unterschiedlich, dass es für mich wirklich jedes Mal eine Überraschung gab.
Das ganze Abenteuer lebt m.M.n. von einer wichtigen Komponente: dem Psycho-Horror, den die vier Damen quasi selbst erzeugen.
Als ein gehemnissvoller Bruder des Opfers erscheint, bekommen die Geheimnisse, welche die Frauen hüten, plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
Und es kommt der Punkt, an dem sie sich alle entscheiden müssen: "Kann ich es für mich behalten?"
"Was war ich für ihn?"
"Wer weiss wie viel?" und
"Wenn das ein Alptraum ist, welchen Teil davon stelle ich dar?"
Die Spannung steigt bei diesen Gedanken ziemlich schnell an.
Ich hatte vorher geschrieben, dass ich das Abenteuer nicht ohne Grund nur für Frauen anbieten wollte. Naja, die Sache ist so: DCDW ist vor allem ein Abenteuer, in welchem es um Persönliches geht. Gute Gefühle, böse Gefühle, perverse Gefühle, romantische Gefühle.
Die Spielerinnen (sprich die Charaktere) werden von der SLin ziemlich hart "psychologisch angegriffen" und ich weiss seit gut 19 Jahren, wie ich leite.
Bei einer reinen Frauengruppe war ich mir sicher, dass ich so schauspielen könnte, wie es für einen solchen Bösewicht angemessen ist, ohne zu riskieren, dass es ZU VIEL wird.
Frauen wissen wie sie ticken (zumindest trifft diese Aussage fast immer zu) und spielen ohne Männer in der Runde einfach anders.
Das Abenteuer lief grossartig und ich habe schon während die Runde lief, ein wahnsinnig gutes Feedback bekommen.
Der Horror hatte sich langsam mit eigenen Gefühlen vermischt.
Es wurde gelacht.
Es wurde geweint (und zwar wirklich!).
Es wurde vor Angst geschrien ("Was ist DAS für ein DING?").
Es wurde gehasst ("Wenn ich nichts für ihn war, dann warst Du auch nichts! *stech zu*).
Es wurde geliebt ("Ich könnte für Dich wie mein Bruder sein...töte mich nicht...").
Es wurde ein paar Mal sogar (!!) leicht erotisch ("Ich finde, Du solltest Dich für jene Nacht angemessen bedanken...").
Die Mädchen haben sich prima in die Charaktere hineinversetzt, so sehr, dass sie mich noch mehr mitgerissen haben, als ich es erwartet hatte (*Tränen*).
Noch etwas. In der zweiten und dritten Runde hatte ich jeweils einen Mann dabei.
Sie haben beide sehr gut als "Frau" mitgespielt, ohne das Gleichgewicht oder die Stimmung zu stören.
Im Gegenteil! Ich hatte das zu Anfang selbst nicht für möglich gehalten.
Bei Carsten und Moritz bedanke ich mich deswegen sehr herzlich.
Als Fazit zitiere ich einer meiner Spielerinnen:
"Du hast es wirklich geschafft, dass ich das Gefühl hatte, selbst verrückt geworden zu sein!"
Worauf ich antwortete: "Das ist ja mein Job!" und nahm es selbstverständlich als Kompliment.
Teil zwei dieses Abenteuers brütet schon in meiner dunklen Seele.
Nyre
(PS: Vielen Dank an Thomas,Sebastian, und "der Läuterer" für das Korrekturlesen)
Bearbeitet von Nyre, 24. August 2013 - 15:59 .