Ich bin etwas unsicher, ob hier der richtige Platz für einen Spielbericht ist, da es aber Fiasko und nicht "richtiges" Cthulhu ist und ich mich in der NON-Pegasus- oder Chaosium...-Nische wohl fühle, einfach mal hier:
Die einzelnen Szenen kriege ich (leider) nicht mehr zusammen, wobei das teilweise ohnehin stark ineinander überging, deshalb ein wirr zusammengedeichselter Kurzbericht:
Der ehemalige Inquisitor Galizian von Amiens kehrte nach 25 Jahren nach Florenz zurück. Er hatte die Stadt damals mit einer schwerwiegenden Entscheidung im Gepäck verlassen. Er hatte Elisabetta Colli, die Frau die er liebte wie keine andere zuvor, nicht nur verlassen, sondern zuvor als Hexe angeklagt. Elisabetta wusste, dass dieses Schicksal einer Hebamme und Kräuterfrau mit ihren Fähigkeiten stets droht, doch dass Galizian sich wirklich gegen sie entscheiden würde, traf sie hart. Irgendwie gelang es ihr (durch diverse Kniffe) dem Tod zu entkommen, sie endete in einer Massenzelle in einem verkommenen Gefängnis. In eben jenem Gefängnis erlebte Rocco di Benuto die letzten Atemzüge eines abgewrackten Penners. Der Mann wollte ihm etwas wichtiges sagen, Rocco wollte ihm helfen, rief, flehte, bis ... Elisabetta kam. Sie erleichterte mit gekonnten Griffen die Qualen des Mannes. Mit seinen letzten Worten schickte er sie in sein Haus in direkter Nachbarschaft zum Cimitero della porte sante (Der Teil als Rückblende erzählt) und beginnt einen Satz mit Cosimo ... meine Schwester ... der Ring.
Zurück im Jetzt beobachtet Galizian Elisabetta und einen Fremden, wie sie nächtens auf dem Friedhof die frisch gelieferten Leichenberge durchsuchen. Sie sprechen über ein 13 Jahre altes, blondes Mädchen. Galizian zieht sich zurück, Elisabetta bemerkt ihn beinahe, spürt etwas.
Am nächsten Tag geht Galizian zu Elisabetta (sie ist kein Jahr gealtert), Rocco ist bei ihr. Ein längeres Gespräch (ich fand es wirklich intensiv nett und nicht klamaukig ... größtenteils
), Galizian fleht Elisabetta um Vergebung an, er habe sich damals falsch entschieden. Unendliche Menschenleben später sei ihm das klar. Er bereute es, er bereut sein Leben. Er ist krank, alt, fürchtet den Tod, die ewige Verdammnis, denn er hat für sich gesehen, dass das Töten von Menschen, egal aus welchem Grund ihm den Himmel verwehrt. Er wähnt sich im siebten Höllenkreis, dem Kreis der Mörder, doch in der Hölle kann er einen Führer haben. Er bittet Elisabetta sein Vergil zu sein, ihn zu führen. Etwas hin und her, Rocco und Galizian geraten kurz aneinander, Elisabetta führt Galizian in den Keller, hier liegen Leichen aufgereiht auf Tischen.
Eher offtopic wurde beschlossen, dass Elisabetta und Rocco das Erbe des Penners gefunden haben und damit das Geheimnis, wie man Tote zurückholt, zumindest meistens. Bei den gescheiterten Fällen, töteten die beiden die Personen, die sie um ihre Dienste gebeten hatten, um ihren Ruf unbeschadet zu halten.
Vorblende: Die drei Protagonisten stürmen auf die Piazza della Senioria, auf der gerade ein riesiges Fest stattfindet, Cosimo ist anwesend. Elisabetta schreit: Wir brauchen seine Hand, Rocco zieht ein Fleischerbeil.
Traumsequenz: Elisabetta führt Galizian durch eine dante'sche Höllenversion der Piazza della Senioria, vor dem großen Neptunbrunnen bleiben sie stehen. Ein längerer, intensiver Dialog, Galizian vor der Wahl, der Brunnen (und ein sehr fischiger Neptun) zeigen ihm die Vergangenheit mit seiner Entscheidung gegen Elisabetta, dann die die Szene erneut, das Gefühl etwas ändern zu können steigt in ihm auf. Im Hintergrund Elisabetta (in bester: Komm auf die dunkle Seite Manier). Galizian wirft sein Kruzifix in einen Lavastrom, in dem er die Menschen erblickt, die er für seinen (alten) Glauben getötet hat ("Elisa, ich sehe tote Menschen." - ein bisschen klaumakig war es also hin und wieder schon
). Er kniet nieder, ergreift einen Ring, den er im Brunnen erkennt, bittet Elisabetta seine Frau zu werden. Vorher ein intensiver Dialog, Schlagwortartig: "Wärst du damals mit mir gekommen, wenn ich mich anders entschieden hätte, Elisa?" "Sei stark Galizian, kein Zweifler, früher warst du stark, hast für dich entschieden." "Ich habe mich nur einmal entschieden und dann 25 Jahre bereut. Hilf mir." "Nimm das Zeichen des Tieres, meines neuen Herrn und alles wird gut, Galizian." (Ja ja, auch die gute Offenbarung wurde nicht verschont.).
Galizian und Elisabetta schließen den Bund fürs Unleben vor dem Traumbrunnen, bei Galizian brennen die Sicherungen durch, er ist wieder ganz der alte selbstbewusste Drecksack, jetzt wo Elisabetta hinter ihm steht. Als Bonnie und Clide planen sie für ihren neuen Herrn ein großes Ritual, dafür brauchen sie Cosimos Ring (den Ring, sie alle zu knechten
). Den hatte die Schwester des Penners ihm damals entwendet, bevor sie Cosimos Mätresse geworden war, auf diesem Weg erhielt Cosimo den magisch hochpotenten Ring, mit dem man das große Weltvernichtungsritual fokussieren konnte.
Plan: Wir versperren die Zugänge zur Piazza della Senioria, beim nächsten großen Fest, in den Kellern unter dem Platz beginnen wir das große Ritual, legen Feuer (auch griechisches) und opfern - wieder in bester Inquisitorenmanier - die Anwesenden unserem neuen Herrn (wir haben bis zum Ende nicht verstanden/ausdefiniert, wer aus dem Malleus Monstrorum das denn jetzt genau ist
). Das Ritual kommt zum Abschluss, indem wir den Ring von Cosimos Hand in den Neptunbrunnen werfen, hier dient er als Fokus und die Herrschaft der Großen Alten kann anbrechen. Muhahahaha!
Alles läuft anfangs gut, wir kommen bis zu Cosimo, ringen ihn nieder, der Platz brennt, Galizian hält Cosimos Hand fest umklammert, Rocco schlägt zu. Eine beringte Hand wird in den Brunnen geworfen. Galizian schreit mit wahnsinnigem Blick in die Menge, Rocco erkennt, dass er dem falschen die Hand abgeschlagen hat, Galizian - völlig im Wahn - merkt es nicht. Elisabetta intoniert die letzten Choräle, wird von einem Pfeil getroffen, sinkt nieder.
Abspannkollage:
Galizian: Entscheidet sich dafür Elisabetta einen schnellen Tod zu ermöglichen und wählt damit einhergehend für sich den Scheiterhaufen.
Elisabetta: Wird vor dem Scheiterhaufen ihres Gemahls kniend enthauptet, also fast, denn es dauert mit einem stumpfen Schwert sehr lange. So ist nicht raus, wer von den beiden Unglücklichen eher tot ist, doch im Tode vereint und in den Blicken des anderen versinkend, finden sie ihren letzten (makaberen) Frieden.
Rocco: Cosimo denkt er habe ihn gerettet (absichtlich), indem er Galizians Hand abtrennte und nicht seine, er bekommt ein nettes Haus an der Piazza della Senioria und arbeitet heimlich weiter als Reanimator. In seinem letzten Schlaglicht, sieht man, wie er - Jahre später (?) - erneut auf dem brennenden Platz steht und eine beringte Hand in den Brunnen wirft, kosmischer Schrecken liegt in der Luft, fadeout, der Rest ist der Phantasie überlassen.
Alles etwas wirr, aber es hat Spaß gemacht und war wenig klamaukig. Anders als bei meinen bisherigen Fiaskorunden, wurde auch im zweiten Akt noch sehr viel gemeinsam überlegt, es kam kein wirklich klarer Sog auf, weil wir soviele Möglichkeiten für den Fortgang der Geschichte diskutierten. Die ingame-Unterhaltungen zwischen Galizian und Elisabetta, mit humorigem Sidekick Rocco, waren - in meinen Augen - ganz großes Kino. Galizian in Akt 1 gebrochen und schwach und in Akt 2 wahnsinniger Inquisitor hat mir massig Spaß gemacht.
Mein persönliches Highlight: Nyre, die beim Angriff auf Cosimo völlig entgeistert sagt: "Jetzt müssen wir doch aber wirklich mal würfeln, ob das alles so funktioniert, oder können wir das auch einfach so entscheiden?" Danke dafür, Fiasko rules, für mich auch im Cthulhuversum
.
Bearbeitet von 123, 03. Januar 2015 - 11:18 .