Wie angekündigt Teil 2 meines „Wir spielen alle Cthulhus Ruf Abenteuer“ Projekts
Abenteuer: Eine Herzensangelegenheit
Quelle: Cthulhus Ruf - Ausgabe 2
Autoren: Nadine und Gerrit Ansmann
Setting: Ägypten 1920
Spieldauer: 8-10 Stunden
Dieses Szenario hat es im Abenteuerwettbewerb “Cthulhu in Ägypten” unter die Top 3 geschafft.
Beim Lesen war ich noch etwas skeptisch wie das funktionieren soll. Das Abenteuer ist nicht klar strukturiert aufgebaut sondern bietet einen Hauptplot, einiges an Hintergrund (ausbaufähig!) und jede Menge Absätze mit Ideen für spezielle Szenen. Wann welche Szene eintritt hängt aber von den SC bzw. dem Handlungsverlauf und dem SL ab (optionale Ideen). Entsprechend ist der Aufwand für den SL für knapp 20 Seiten Abenteuer ungewöhnlich hoch. Man muss viele Abläufe im Blick behalten, einige Szenen ausbauen und flexibel sein zu improvisieren. Zudem würde ich beim nächsten Mal noch die ägyptische Mythologie, besonders den Totenkult, stärker durch eigene Handouts einbinden, dafür hat diesmal die knappe Vorbereitungszeit leider nicht ausgereicht.
Das Abenteuer nennt die Spieldauer eines Testspieles mit 12 Stunden, ich denke 8-10 sollte man auf jeden Fall einplanen. Wenn man massiv runterbricht und keine spielfreudige Gruppe hat vielleicht 6, schneller dürfte es kaum möglich sein.
Spieler:
- eine deutsche Anthropologin - Eva
- ein deutscher Archäologe - Lothar
- ein deutscher Helfer/Fahrer/Handlanger - Heinz
- ein ägyptischer Berater / „Mädchen für alles“ - Ali
Jetzt zum Ablauf: den Prolog mit der Vorstellung des Haupt-NSC Konrad Strauchmann habe ich kurz beschrieben und den Charakter skizziert. Es folgte die Entdeckung des Wegweisers für die Ausgrabung und die Erstellung des Antrages. 3 Spieler erkundeten gleich das mögliche Ausgrabungsgebiet, ein Spieler blieb bei Konrad, kontrollierte dessen Antrag allerdings nicht weiter trotz der einleitenden Worte, dass sowas bei Konrad schnell in die Hose geht. Dies konnte ein anderer Spieler, der mit den Abmessungen des Ausgrabungsgebietes noch schnell zur Antragsstelle kam um diese Angabe gleich mit einzureichen retten. Durch ein paar gute Würfe und etwas Glück wurde dann ein fehlerfreier Antrag abgegeben.
Die Gruppe plante die Ausgrabung, besorgte Helfer und kümmerte sich um einen Geldgeber. An dieser Stelle kann man, wenn man möchte, auch Themen aus INS oder der Bestie aufgreifen, um die Spieler ein wenig zu schocken oder in die Irre zu führen (natürlich nur, wenn diese die entsprechenden Abenteuer gespielt haben). So hatte ich drei Geldgeber angegeben. Ein reicher amerikanischer Lebemann, ein britischer Lord und ein reicher Ägypter namens Omar Shakti (der Blick der INS Spielerin was Gold wert ^^). Man entschied sich schließlich für den Amerikaner und konnte diesen schnell überzeugen.
Konrad und seine (besessene) Übersetzung des Buch Iod wurde immer wieder aufgegriffen, konnte aber als Verschrobenheit des Chars dargestellt werden. Ein Spieler wurde etwas skeptisch und wollte Konrad bei der Übersetzung helfen, als dieser das Buch ohne Widerspruch zu ihm rüberschob und ihm seine bisherigen (gescheiterten) Ansätze den Schlüssel zur Dechiffrierung zu finden zeigte war dieses Thema schnell vom Tisch und die Befürchtungen des Spielers ausgeräumt.
Im Laufe dieser Vorbereitungen kam auch die Szene, bei der Konrad in die Tischlampe starrte, zum Einsatz. Aber auch dieses Verhalten wurde der Übermüdung und Konzentrationsschwäche von Konrad zugeschrieben. Hier muss der SL nur aufpassen, die Szene wie eine Nebensächlichkeit wirken zu lassen.
Dann ging es zur Ausgrabung. Dort stieß man schnell auf eine zerstörte Eingangsplatte, was bei Konrad einen Schock auslöste – war seine große Entdeckung doch offensichtlich von Grabräubern bereits geplündert worden. (im Anschluss starrte er, ohne von den SCs bemerkt zu werden, in die Sonne und wirkte den Zauber Richtung Iod ohne sich dem bewusst zu sein). Als man ihn fand wurde er sofort versorgt und zu einem Arzt gebracht, welcher ihm Ruhe verordnete. Er wurde bei seiner Frau einquartiert.
Der Rest stieß derweil auf das richtige Grab (die beschädigte Grabplatte gehörte zu einem für das Abenteuer unwichtigen und von mir improvisierten Nachbargrab), hier verlief alles im Rahmen des Abenteuers. In den nächsten Tagen wurden die Artefakte geborgen und man fand natürlich die Waage mit dem Herz, die Federn, den Haufen verbrannter Papyri, die Schmierereien und die Schleifspuren inklusive Geheimgang der Ghoule. Dieser sorgte für einige Verwunderung, eine Erklärung dafür fanden die Spieler nicht. Zudem habe ich einige menschliche Überreste (Knochen) eingebaut, die im Spielbericht erwähnt werden (ritueller „Speisesaal“ der Ghoule). Dieser Fund sorgte besonders bei der Anthropologin für einen leichten Schauer, zumal ein Schädel zu neu war um aus der ptolemäischen Zeit zu stammen.
Bei den weiteren Erforschungen, Recherchen und Gesprächen mit Konrad, der sich einen Besuch natürlich nicht nehmen ließ, streute ich dann erste Gerüchte über Amyntas: Langlebigkeit, unterschiedliche Schreibweisen des Namen u.ä. – seine Essgewohnheiten habe ich noch aufgespart.
Zu diesem Zeitpunkt hat die Gruppe bereits viele Ansätze und Vermutungen, wie das Abenteuer schon sagt: die Spieler machen die Sache von sich aus komplizierter als sie ist.
Das erste Objekt, welches genauer untersucht werden sollte war dann die Mumie und der Sarkophag. Man entdeckte die Verfluchung, den Bannspruch und die körperlichen Besonderheiten. (Tipp: hier sollte der SL sich ein wenig auf zu der Zeit gängige Untersuchungsmethoden vorbereiten. Die Frage kommt und wird im Abenteuer nicht erläutert).
Hier begann dann die Sorge der Spieler ob die Mumie vielleicht wirklich wieder zum Leben erwachen könnte. So recherchierte man weiter zu dem Richter und stieß auf Hinweise, dass er möglicherweise Organe, besonders Herzen, verspeist haben sollte. Diese Quelle konnte nicht 100%ig dem Richter zugeordnet werden, es gab aber ein paar Verbindungen zu ihm. Für die Spieler war die Verbindung natürlich ziemlich sicher.
Soweit alles grob wie im Abenteuer geplant. Dann kamen die Spieler auf die Idee, die Leiche zu zweit zu bewachen. Und das obwohl ich den Diebstahl geplant hatte, eine Frechheit ^^.
Die Handlungen der Spieler ignorieren und auf eine der nächsten Nächte warten? Fand ich blöd, die Aktionen der Spieler sollen ja auch eine Auswirkung haben. Dank gescheiterter / verpatzter Horchen Würfe der Wachen (warum haben die auch vorher noch ein paar Schnäpse getrunken) konnten die Ghoule an ihnen vorbei zur Mumie schleichen. Ein kritischer Horchen-Wurf schreckte aber einen dritten Char auf, der im Büro im 1. Stock geschlafen hatte. Dieser erwischte die Ghoule (ohne zu wissen dass es welche waren), und schlug Alarm. Die Ghoule waren in die Enge getrieben und versuchten die Spieler zu warnen und die Notwendigkeit der „Entführung“ der Mumie zu betonen. Ein konkreter Grund wurde nicht genannt, sie nannten sich nur die „Wächter des Grabes“. Ich nutze bei den Beschreibungen der vermummten Gestalten (zwei Spieler konnte kurze Blicke auf die tierischen Züge erhaschen und nahmen den leichten Leichengeruch wahr) Anubis und die Schakaldarstellungen in der ägyptischen Mythologie. Auf Ghoule kamen die Spieler nicht, später sagte ein Spieler sogar „das waren die nettesten Cthulhu-Monster bisher“. OT waren die Spieler ziemlich verunsichert, was sie machen sollten, IT verstand nur einer die Sprache und gab die Infos nach seinen Anpassungen (also nicht zu 100% korrekt) weiter.
Letztendlich sahen die anderen eine Bedrohung in den Einbrechern, ein Ghoul wurde erschossen, der zweite schwer verwundet. Ihm gelang es mit der Leiche seines Begleiters zu türmen und zumindest so ihre wahre Identität zu verschleiern. Er drohte aber eine Rückkehr und eine Rache an.
Ein Spieler verfolgte die beiden dann auch noch alleine, wunderbar. Einige Straßen weiter, in einer verlassenen Nekropole, sah er sie dann in der Kanalisation verschwinden. Er folgte weiter und fand sich dann plötzlich von 5 Angreifern umringt (weitere Ghoule). Alle waren vermummt, flößten ihm aber eine unerklärliche Angst ein. Vier der Ghoule wollten sich auf ihn stürzen, der Anführer hielt sie aber zurück. Die Mumie war ihm wichtiger. So forderte er den Charakter (der Fahrer/Helfer) auf, in der nächsten Nacht die Mumie hier abzugeben. Ansonsten würden alle SCs und jeder der die Mumie gesehen hatte sterben.
Der SC kam mit dem Schrecken davon und berichtete den anderen. Hier kam dann der Cut (nach 4-4,5 Stunden). Die Spieler sind sich noch uneins, was sie tun sollen. Die Pause wird knapp 5 Wochen dauern, weil zwei Spieler in China bzw. Berlin sind und wir mit allen weiterspielen wollen. Fortsetzung folgt also noch.
Die wahre Bedrohung, Konrad Strauchmann, ist bisher noch nicht „auf der Jagd“. Hier werde ich auch ein paar Dinge anpassen müssen, aber ich habe jetzt ja 5 Wochen Zeit mir was zu überlegen. Dafür hat es den Spielern sehr gut gefallen, dass sie so frei agieren konnten und alle Handlungen direkte Auswirkungen hatten.
Fazit bisher:
ein wirklich tolles Abenteuer mit vielen Ideen/Fragmenten, mit denen man sehr flexibel arbeiten kann. Erfordert natürlich entsprechenden Aufwand. Wie erwähnt sollte man zum Totenkult, der Mythologie allgemein und dem technischen Stand von Altersdatierungen bei Mumien usw. selbst recherchieren um die Spieler zufriedenzustellen. Dank Tablet, Google/Wikipedia und einem recht guten Grundwissen durch persönliches Interesse an Ägypten konnte ich das alles recht schnell und spontan liefern, ein paar Handouts wären aber sicher schöner gewesen.
Bearbeitet von Dark_Pharaoh, 21. April 2015 - 08:39 .