Teil 1: "In der Stadt 'Ygiroth"
Dies ist der Beginn meiner Traumlande-Kampagne, eine Eigenkreation, die direkt an das Ende meiner Ägyptenkampagne anknüpft. Im Verlauf der Ägyptenkampagne wurde ein Charakter (Kranz) von Quachil Uttaus 'gesegnet', sodass die Truppe über Umwege nach alternativen Heilmethoden gesucht haben, ehe er zu Staub zerfällt. Dafür erschien ihnen Mumia, zermahlene Mumie, ganz recht. Nachdem sie diese beschafft hatten und der Heilungsprozess tatsächlich angeregt worden zu sein scheint, dampften sie auf dem Schiff "Luxor" über den Nil, um nach Arkham zurückzureisen. Doch sollte es so kommen, dass durch unglückliche Verstrickungen das Schiff geradewegs in die Traumlande gesteuert wurde. Hier setzt die Kampagne an. Folgende Charakter sind mit an Bord:
1. Solomon Krantz (ehemaliger Soldat; überzeugter Verfechter von Gerechtigkeit; pyrophob; Arm zertrümmert; von Quachil Uttaus "gesegnet" und bucklig gemacht; Haut teils vom Bauch geschabt und in einem qualvollen Heilungsprozess; offizieller Mumienschlächter)
2. Daniel Plankett (reisefreudiger Arzt im St. Mary's; Fürsorger; bester Freund von Pierce und Jonny; plagen Schuldgefühle wegen seiner Intervention in der Kanalisation [hat Kultisten getötet])
3. Pierce Gilman Upton (Familienvater; Expeditionsleiter; schlimmster Alptraum ist es einen seiner zahllosen Verwandte zu verlieren, was auch prompt geschah; seine Frau hat sich von ihm distanziert; von einem Krokodilsmensch der rechte Arm abgebissen; unerklärliche Angst vor Krokodilen ^^; plagen Phantomschmerzen und der Heilungsprozess)
4. Jonny Klein (heruntergebrannter Spieler; süchtig nach dem Prinzip des Zufalls; kleptomanische Tendenzen; mit Pierce auf Reisen, um seinen Häschern zu entkommen; wurde hart getroffen bei dem Einsturz der Tunnel; hat das Leben seiner Freunde durch eine ganze Reihe von Headshots gerettet; hat den Spuk auf der Luxor beendet)
Und dann kam Jones:
Alle fanden sich nach dem auf vielerlei Ebenen nervenaufreibenden Finale der Ägyptenkampagne also plötzlich auf offener See wieder. Am Horizont eine düstere Stadt, am vielfarbigen Himmel eine Schwarze Galeere, die immer näher kam. Nachdem sich alle mehr oder weniger damit abgefunden hatten, dass ihre Waffen zu nutzlosem D&D-Loot verkommen war, wurde Norman Jones befragt. Wie zu erwarten, wusste er kaum mehr über sein wunderliches Schicksal, als die Spieler ohnehin erahnen konnten. Sein Körper war geradewegs aus einem anderen Kampagnenfinale völlig willkürlich in die Traumlande befördert worden.
Es war klar, dass die fliegende Galeere wahrscheinlich nichts Gutes mit sich bringen würde, sodass nicht so viel Zeit blieb, in Erinnerung zu schwelgen. Das Nötigste zusammengepackt, paddelte sie so schnell sie konnten, doch die Schwarze Galeere war natürlich schneller. Es wurde erstaunlich schnell (!) beschlossen, dass sie an Bord gehen wollten, obwohl die Matrosen der Galeere sie mit teuflischer Stimme als ihr Eigentum deklariert hatten. Außer Klein schien es niemanden wirklich etwas auszumachen:
Kleins Spieler mit belustigtem Erstaunen: "Ich kann nicht fassen, ernsthaft nicht fassen, dass ihr freiwillig auf die Galeere, die SCHWARZE Galeere, die uns offensichtlich als ihr Eigentum bezeichnet, an Bord gehen wollt!"
Er als einziger blieb unten, um eventuell den anderen später helfen zu können. Gewitzt versteckte er sich im Wasser, ehe die anderen an Bord gingen.
Auf der Schwarzen Galeere:
Freimütig gackerten die Männer von Leng von ihren Vorgsetzten, den Herren von Mond, dass sie die SC als Sklaven nach Dyath-Leen zu befördern hatten. Als sie jedem der Charaktere Mondwein anboten, gab Pierce ohne ersichtliche Relevanz zum Besten:
"Wie ihr unschwer an meinem Gewand erkennen könnt, lebe ich in Abstinenz." Ich habe keine Ahnung -... wirklich nicht ... - was er meinen könnte ... Getrunken hat er am Ende trotzdem ...
Plankett wurde schwer betrunken, Kranz konnte dank einer List den Auswirkungen des Getränks entgehen. Norman war ein hartgesottener Trinker. Auf der weiteren Fahrt wurden noch einiges an tollem Charakterplay gezeigt, dann trafen die Charaktere endlich in der düsteren Hafenstadt Dyath-Leen ein. (Unterdessen klebte Klein unbemerkt wie der "Kot eines großen grünen Weltraumvogels" an der Seite der Galeere.)
In Dyath-Leen:
Klein mischte sich sofort aus dem Hafenbecken in das belebte Hafenleben ein und wurde sofort bestohlen (eine witzige Reminiszenz an die ersten paar Meter in Ägypten ...). Glücklicherweise wurde nicht das Gold, das er von der Luxor mitgenommen hatte, gestohlen, sondern nur ein wertloser Stein, den er dem Dieb als wertvoll präsentiert hatte. Mit dem Gold gedachte Klein, seine Freunde bei Gelegenheit freizukaufen.
Diese wurden durch die Basare der Stadt eskortiert, in der es einiges zu sehen gab. Trotz der Bekundigungen von den Männern von Leng, dass es hier kaum bis keine Katzen gab, konnte Kranz erfolgreich Blickkontakt mit einer herstellen (schließlich hatten Katzen in "Ankh" bereits eine wichtige Rolle gespielt). Kurz vor dem Ziel schaffte Klein es tatsächlich, zumindest zwei der vier Sklaven freizukaufen (Solomon Kranz und Norman Jones). Die anderen kamen nun in die Obhut glotzäugiger Fischhybriden. Per alkoholgetränkter Schlussfolgerung konnte Plankett die Wandteppiche schnell identifizieren:
"Ich kenne diese Symbole! Entweder ist es der Alkohol ... oder Glaaki! Nein, warte ... DAGON! Abr erzähl's keinem ... Zum Glück ist das nur ein Traum ..."
Bei den Hybriden:
Wie kamen die Hybriden aus Innsmouth also in die Traumlande? Zumindest hier (Epilog 3) war bereits angekündigt worden, dass die Gefahr aus Innsmouth noch nicht ganz gebannt worden war. Esther Marsh verfolgte nun unter dem Schutz Nyarlathoteps ihr eigenes Ziel und brauchte dazu die Charaktere, die ihr vorher bereits angekündigt worden waren.
Nach einem kurzen Gespräch und stärkendem Mahl wurden Plankett und Pierce in den Keller geführt. Um sie herum ein wahres Horrorkabinett an zerstückelten Gliedmaßen in Einmachgläsern, grausigen Missgeburten und uralte Bücher verbotenen Wissens. Leichen über Leichen über Leichen - Pierces interessierter Kommentar:
"Sie forschen also?"
Esther erklärte, dass es ihre Aufgabe war, die Devolution von Fischmensch zu Mensch umzukehren und die Tiefen Wesen in den Traumlanden zu domestizieren. Dafür brauche sie Subjekte, die sie von den Schwarzen Galeeren herbeischaffte. Hinter einer Tür sollten die Spieler einem alten Bekannten wiederbegegnen. Patrick Jefferson (Epilog 3) zahlte nun seinen Preis, Esther Marsh in die Finger gekommen zu sein. Nun kam ihr Angebot an die Gruppe: Sie versprach, das Nyarlathotep sie alle nachhause bringen könnte. Pierce könnte seine Frau und seinen Sohn wiedersehen und Plankett seine Geliebte. Dafür verlangte sie, dass die beiden zum Berg Lerion gebracht werden sollten, um dort aus der Stadt 'Ygiroth ein nicht näher benanntes Artefakt zu besorgen. Die Stadt sei schon lange untergegangen, doch lauern (Natürlich) immer noch namenlose Schatten auf dem verfluchten Ort. Nach einigem Besinnen kamen die Charaktere zu dem Schluss, dass das Angebot zu verlockend war, um es auszuschlagen. Somit willigten sie ein und wurden von Jacob Marsh, dem Versorgungsmann der Hybriden, mit allem eingedeckt, was sie für ihren Auftrag brauchen würden. Darunter auch ein Leuchtstein, mit dem sie nach Erfüllung des Auftrages einen Eskortservice in Form einer Schwarzen Galeere rufen könnten (Markierung absichtlich sehr auffällig).
Derweil draußen:
Jones, Kranz und Klein überlegten währenddessen, was sie tun könnten. Da das Gebäude der Hybriden durchaus schwer bewacht wurde, musste ein Plan her. Kranz tauschte sich mit der Katze von vorher ein wenig aus und brachte in Erfahrung, dass sie aus Ulthar stamme (witzigerweise ein ehemaliger Katzen-Charakter eben dieses Spielers). Auf einmal kamen Plankett und Pierce von selber heraus und im Gepäck schweres Loot, das einem Dungeoncrawler das Mund im Wasser zusammenlaufen lassen würde ... Es wurde beratschlagt, was sie nun tun sollten, und nach einigem Zögern wurde entschieden, dass sie sich auf dieselbe Schwarze Galeere schiffen lassen mussten. Dort wurden sie dann freudig wiedervereint. Die Freude wurde lediglich getrübt von einer sehr kuriosen Anekdote, die ich nicht ganz verschweigen möchte.
Während alle überlegten, ob sie überhaupt das Artefakt besorgen sollten (schließlich war es sau gefährlich), gab Pierce plötzlich zum besten:
Pierce: "Aber am wichtigsten ist doch der Leuchtstein!"
*das Essemble (mich eingeschlossen) schaut Pierces Spieler äußerst verwirrt an - wir haben keine Ahnung, worauf er hinaus will*
Spieler: "Das ist nur ein Leuchtstein, damit wir später ein 'Taxi' rufen kö-"
*Pierce nimmt den Leuchtstein und will ihn von Bord werfen*
Spieler (Klein): "Ich halte ihn auf!"
*Geschicklichkeitsprobe versemmelt*
Entgeisterter SL: "Der Leuchtstein fliegt im großen Bogen von Bord und ..." *Kopfschütteln* "verschwindet im Fluss."
Mensch was haben wir gelacht. So nun aber zurück zum Spielbericht.
Die ahnungslosen Männer von Leng brachte also die vereinte Gruppe zu der verfluchten Stadt 'Ygiroth, wo das Finale stattfinden sollte.
Endlich in 'Ygiroth:
Die Luft schien dicker zu werden und es wurde pechschwarz. Mit spärlichem Licht und bangen Schrittes ging die Gruppe durch die Ruine einer vergangenen Zivilisation. Die Legenden um diesen Ort, die sie vorher gehört hatten, wollten ihnen nicht aus dem Kopf gehen. Immer wieder hörten sie ein verstörendes Rascheln, obwohl es kaum Pflanzen an diesem Ort gab.
Irgendwann erreichten sie das zentrale Gebäude: den Tempel. Dort drinnen vermuteten sie das Artefakt. Als sie die Rampe heraufschleichen wollten, vernahmen sie das Geräusch eines erstickenden Schweins, nur um Sekunden später von eine ekelerregenden Kugel attackiert zu werden, die mit zahllosen Gliedmaßen hinunterkugelte. Kranz schaffte es, auszuweichen und niemand hatte so rechte Lust, das Ding näher zu inspizieren. Ohnehin hörte es sich an, als wäre es gestorben. Verstört kamen sie in die Tempelanlage und staunten über die Kyreshstatuen (Pferde-/Wolfhybriden aus den Traumlanden) und einer verhüllten Statue. Sie trauten sich nicht, das Tuch fortzunehmen.
Eine Treppe führte weiter in ein kleines Labyrinth, an dessen Ende sich ihnen ein seltsames Bild bot: Vor ihnen lag ein großer Höhlenraum in dem einige Kristallsärge ruhten. Darinnen schliefen nackte Menschen, nur einer schlief nicht. Auf dem Kopf des einen befand sich eine ominöse Apparatur, die etwas aus seinem Kopf zu gebären schien. Ein kleiner, schwarzer Zwerg, der offenbar Freude hatte, seinem Wirt Schmerzen zu bereiten. Offensichtlich hatten sie ihr Artefakt gefunden. Doch wie kamen sie nun daran, ohne dass der Schrei des Mannes das Grauen der Stadt wecken würde? Sollten sie den Mann erschießen, sobald sie den Deckel öffnen? Da es sich bei diesem armen Mann um einen ehemaligen Spielercharakter handelte, fiel die Entscheidung nicht leicht, doch musste sichergestellt werden, dass dieser Auftrag nicht umsonst gewesen war.
So öffneten sie den Deckel und schossen dem Mann mit einer Armbrust in den Kopf, ehe er zu lange laut schreien konnte. Vorher hatte er Kranz noch einige traurige Worte genannt, die Kranz' Spieler wohlweislich zu verstehen wusste. Der Mann hatte darum gebeten, dass seine Frau und sein Kind, die auch in den Traumlanden verschollen waren, zu finden und Rache an der Frau (Trudy) auszuüben, die er für sein Schicksal verantwortlich machte. Der Schrei hatte etwas angelockt, sodass die Gruppe sich herzklopfend verstecken mussten. Nach einigen Minuten kamen sie wieder hervor und rannten um ihr Leben. Norman Jones versemmelte seine Würfe und musste hinter den Charakteren zurückbleiben. Was auch immer für ein Monster in 'Ygiroth umherging, es tötete Jones auf grausamste Art und Weise.
Sie warfen keinen Blick zurück und stürmten aus der unheilvollen Stadt. Sie hatten das Artefakt im Gepäck und Ulthar nicht weit von sich. Und beinahe glaubten sie sogar, ein wenig Tageslicht am Horizont zu erkennen.
Fazit:
Eine sehr unterhaltsame Runde in den Traumlanden. Die vorgeschlagenen Fähigkeiten funktionieren bisher sehr gut und können als Notnagel gut herhalten (falls jemand Fragen dazu hat, kann derjenige sich gerne melden ). Es wurde nicht zu viel geplant und jeder hatte erinnerungswürdigen Stellen. Charakterplay war top, die Atmosphäre am Ende auch sehr gelungen und jeder war (trotz offensichtlichem Railroading) zufrieden. Einige Twists kamen schon unerwartet, denke und hoffe ich, und auch ich bin gespannt, wie sich das Ganze weiter entwickeln wird.
Bis dahin beste Grüße
Blackdiablo
Bearbeitet von Blackdiablo, 13. September 2015 - 15:31 .