Diener der Schlange
Nachdem die Gruppe die Steintafeln von Valusien und den Kessel wieder zurück nach Deutschland geschmuggelt hatte, stellte sie weitere Untersuchungen an. Dadurch hatten Dr. Albert Schwarz, Eliot Nest und Konstantinos Protopadakis eine extreme Rückblende und erlebten Ereignisse auf Island im Jahre 1000 aus der Sicht von folgenden drei Personen:
Hallgrimur Guthmundsson
Hallgrimur ist ein Veteran vieler Schlachten, mittlerweile sogar Großvater und daher ein Mann, der sehr reich an Lebenserfahrung ist. Ob die Isländer nun an die alten Götter oder den Gekreuzigten glauben sollen, ist ihm nicht so wichtig.
Sein Haar und sein Bart sind mittlerweile schlohweiß. Sein Gesicht wird geprägt durch ein fehlendes Auge.
Asgeir Ragnar Grimsson
Asgeit ist ein weiser, älterer Mann, der sogar lesen und schreiben kann. Ein Prediger begeisterte ihn schon früh für den Glauben an Jesus Christus, sodass er nun selbst ein überzeugter Anhänger ist und den Glauben weiter tragen will.
Er ist zwar von guter Gesundheit für sein Alter, aber viele Zähne hat er nicht mehr im Mund.
Thorbergur Oddson
Thorbergur ist ein kräftiger Kämpfer und bekannt für sein athletisches Talent, aber ebenso seine Aufschneiderei. Es ist ein energischer Anhänger des alten Glaubens; dem Glauben an den einen Gott steht er skeptisch gegenüber.
Er ist muskelbepackt und sein Gesicht wird von einem breiten Grinsen geprägt.
Ein Streit unter Glaubensbrüdern
Hallgrimur, Asgeir und Thorbergur hatten am Althing in Reykjavik teilgenommen, bei dem es um den zukünftigen Glauben der Isländer ging. Nach langen Diskussionen wurde der Vorschlag des weisen Gesetzessprechers Thorgeirr Ljosvetningagothi angenommen: Das Christentum würde die neue Religion, aber im Geheimen könnte man weiter den Asen und Wanen opfern.
Nach dem Althing wollten die drei wieder nach Hause. Als sie sich losmachten, bemerkten sie von der Treppe ihrer Unterkunft, wie sich zwei Mönche in einer Seitengasse des Hauptplatzes auf Latein stritten. Der Streit zog die Aufmerksamkeit viele Isländer an, die sich auf dem Markt zusammenscharten. Offenbar stritten die beiden Mönche sich um einen weißen Stab. Der dickliche, südländisch aussehende Mönch zischelte plötzlich etwas in einer unbekannten Sprache und der andere Mönche schrie vor Schmerzen auf. Er krümmte sich auf dem Boden und sah so aus, als würde er verbrennen. Sein Kontrahent schnappte sich den Stab und lief davon. Die Menge auf dem Platz geriet in Empörung und Entsetzen. „Die Diener der Midgardschlange sind unter uns!“, rief einer. Thorbergur nahm die Verfolgung auf, kämpfte sich durch die Menge und rannte dem Mönch auf einer Wiese nahe einer Klippe hinterher. Als der Flüchtende einen Hang hinauf klettern wollte, holte Thorbergur ihn ein und schlug ihn bewusstlos.1
In der Zwischenzeit hatten sich auch Hallgrimur und Asgeir durch die Menge zur Gasse gekämpft. Der Mönch, der zu Boden gegangen war, musste Opfer einer Zauberei geworden sein, denn seine Haut war schwer verbrannt, seine Kleidung jedoch intakt. In der Menge kam es zu einem Streit zwischen Heiden und Christen und ein paar Leute schnappten sich die Leiche, um sie wegzutragen. Als Thorbergur mit dem Täter auf den Schultern wiederkam, entdeckte dies Thorgeirr und beruhigte die Menge ein wenig. Gemeinsam brachten er und die drei Abenteurer den dicklichen Mönch in die Kirche zu Priester Ingolfur. Sie zogen den Mönch aus und fesselten ihn. Nachdem er geweckt wurde, malträtierten sie ihn, indem sie ihm Zähne zogen und den kleinen Finger abschnitten, sodass er endlich redete. Es handelte sich um Bruder Thulsa vom Kloster in Hoefn. Er hätte eine Vereinbarung mit dem anderen Mönch, der ihm den Stab – eine Reliquie – zurückbringen sollte, denn sie wäre ein Artefakt, was hier nach Island gehörte. Die Reliquie würde dem Schutz dienen. Der andere Mönch hätte sich nicht an seine Vereinbarung gehalten und wäre deshalb von Gottes Zorn getroffen worden. Während er dies erzählte, schaute er bösartig drein und zischelte immer wieder.2 Neben dem außergewöhnlichen Stab, der an einem Ende ein Gewinde aus einer Schlange besaß, hatte er eine goldene Scheibe mit merkwürdigen Symbolen bei sich, die niemand entziffern konnte.
Asgeir wollte nicht lange fackeln: Dieser falsche Mönch war offensichtlich ein Zauberer und gehörte auf den Scheiterhaufen. Die anderen pflichteten ihm nach und nach bei. Daraufhin zischelte Thulsa immer mehr.3 Thorbergur untersuchte den abgeschlagenen kleinen Finger und entdeckte, dass unter der Haut kein Fleisch sondern die Kralle eines Reptils versteckt war, und zeigte dies den anderen. Ebenso entdeckten sie durch Thulsas Zischeln seine gespaltene Zunge. Asgeir wollte nicht länger mit der Hinrichtung des falschen Mönchs zögern und zerschlug ihm mit seiner Axt den Schädel. Auch unter seiner Kopfhaut wurde die schuppenhafte Haut einer Schlange oder eines ähnlichen Wesens sichtbar. Beim Anblick dieser Teufelei wurde Hallgrimur ohnmächtig und Thorbergur fing hysterisch an zu lachen.
Sie verbrannten die Leiche, um dieses satanische Wesen mit Sicherheit zu zerstören.
Ein warmer Empfgang bei Reynir
Asgeir, Hallgrimur und Thorbergur wurden von Thorgeirr gebeten, sich der Sache anzunehmen und nach Hoefn zu fahren, um Nachforschungen anzustellen. Er wollte nicht, dass diese Sache holen Wellen schlug. Mit dem Schiff machten sich die drei also zum kleinen Fischerdorf Hoefn, wo sich auch das Kloster von Bruder Thulsa befand.
In Hoefn wurden sie von Reynir Hardarson empfangen, der ihnen Gästezimmer bei sich im Haus anbot. Sie aßen mit Reynir und seinen beiden Söhnen und wurden dabei von den drei Töchtern Reynirs bewirtet. Obwohl sie sich mit ihrem Auftrag bedeckt hielten, erzählte Reynir recht freimütig von der Geschichte des Dorfes. Es war von seinem Vater vor 50 Jahren auf den Ruinen eines alten Dorfes gebaut worden. Mit dem Kloster hatten die Bewohner nichts am Hut, denn die Mönchen wären sehr scheu und ließen niemanden an ihren Gottesdiensten teilhaben. Vom örtlichen Priester Trygvvi hatte er keine hohe Meinung. Da das Kloster als auch Tryggvi verdächtigt erschienen, beschlossen Asgeir, Hallgrimur und Thorbergur diesen am nächsten Tag einen Besuch abzustatten.
In der Nacht schlich sich allerdings noch eine der Töchter, Vigdis, zu Thorbergur, legte sich zu ihm und suchte anscheinend etwas Zerstreuung. Sie berichtete, dass ihr Vater Reynir und der Priester Trygvvi Brüder waren, denn letzterer war ein Ziehsohn ihres Großvaters. Er hatte Tryggvi als Kind gefunden und ihn mit groß gezogen. Allerdings entwickelte er in vielen Glaubensfragen andere Ansichten und wurde irgendwann verstoßen.
Ein Streit unter echten Brüdern
Zunächst gingen Hallgrimur, Asgeir und Thorbergur daher zu Tryggvi. Sie fragten ihn nach seinem Bruder und er berichtete von den Streitereien, die sie hatten, da sie unterschiedlicher Auffassung über die Darbietung von Opfergaben hatten. Auf das Kloster angesprochen konnte er zunächst wenig sagen. Sie bohrten aber weiter nach und er sprach von einer diffusen Angst, die er vor dem Kloster empfand. Auch hatte er lückenhaften Erinnerungen an das Kloster, seine Kindheit und die Siedlung, die sich vor Hoefn an dem Ort befand. Neben diesen Merkwürdigkeiten wurde Thorbergur, Hallgrimur und Asgeir deutlich, dass Trygvvi ein seltsames Verhältnis zu Schlangen in seinem Glauben hatte und diese positiv darstellte – auch die Schlange, die Eva am Baum der Erkenntnis verführt hatte.
Die drei gingen erneut zu Reynir und sprachen ihn auf ihre Erkenntnisse an. Ihr Gastgeber beschwerte sich über Tryggvi und warf ihm vor, einen Keil in die Dorfgemeinschaft getrieben zu haben. Da es aber keine direkten Abzeichnung für eine Verwicklung von Trygvvi mit dem Zauberer in Reykjavik gab, beschlossen die drei, dem Kloster einen Besuch abzustatten.
Das Kloster – Ein Schlangennest
Auf dem Weg zum Kloster versteckten sie den Stab bei einem Felsen. Das Kloster selbst war ein einfaches, windschiefes Langhaus mit einem einfachen Zaun. Sie klopften an, bekamen aber keine Antwort und so machten sie selbst die Tür auf. Im Langhaus war es dunkel und staubig und halb verfallene Möbel standen herum. Hier schienen sich selten Leute aufzuhalten. Die drei entdeckten dank ein paar Spuren im Staub eine unter Bohlen versteckte Treppe. Sie führte hinab in einen Keller.
Asgeir, Hallgrimur und Thorbergur stiegen hinab und kamen in eine natürlich Höhle. Diese schien die Schlafstätte von einem halben Dutzend Personen zu sein. Zwei Kammern führten von dieser Höhle ab.
Die erste war kunstvoll mit Steinen ausgekleidet und erinnerte an einen verdrehten Tempel. Es gab an der Decke ein grünliches Glimmen, in der Mitte einen schweren Tisch mit rotbraunen Flecken, an der linken Seite zwei Altäre mit seltsamen Statuen, an der rechten Seite ein Regal mit Präparaten von Organen, Kleintieren und missgestalteten Säuglingen, und gegenüber des Eingangs einen Käfig mit einem Hund und ein Käfig mit einer Möwe. Die Möwe hatte einen gebrochenen Arm und krächzte schwach. Der Hund war apathisch und an einer Wunde hatten sich schlangenhafte Schuppen gebildet. Thorbergur erlöste die beiden Tiere von ihrem offensichtlichen Leiden.
Die zweite Kammer war mehr eine Art Gang mit Tischen, auf denen ebenfalls Scheiben wie die von Thulsa lagen. Als sich die drei die Scheiben näher anschauen wollten, traten sieben Gestalten aus dem Dunkeln. Eine Gestalt war eine Art humanoide Schlange mit giftgrüner Haut, die den anderen Wesen etwas zuzischelte. Die anderen Wesen sahen alle unterschiedlich aus, hatten aber gemein, dass die Menschen mit bestimmten Schlangenmerkmalen waren. Ein Mensch hatte Arme wie Schlangen, einer Hatte einen sehr langen Hals und eine gespaltene Zunge, ein dritter hatte eine Art Schwanz aus einer Schlange, der von hinten nach vorne Peitsche. Die Wesen gingen Thorbergur, Hallgrimur und Asgeir sofort an und der giftgrüne Schlangenmensch zischelte unablässig vor sich hin.4 Die drei verteidigten sich nach Leibeskräften, dich Asgeir wurde lebensbedrohlich verletzt. Nur durch die rohe Kampfkraft von Thorbergur gewannen sie den Kampf und töteten fünf der Wesen. Dies verschaffte Hallgrimur Zeit, Asgeir zu stabilisieren. Der Schlangenmensch und das letzte Mischwesen flohen. Thorbergur nahm allerdings sofort die Verfolgung auf und tötete den Hybrid. Schnell folgte er dem Schlangenmenschen nach draußen, wo dieser in Richtung eines Gletschers floh. Auf einem von Felsen gesäumten Feld holte ihn Thorbergur ein, sodass ein kurzer Kampf entbrannte.5 Der Schlangenmensch zischelte immer wieder6, doch Thorbergur ließ sich davon nicht beeindrucken und schlug ihn bewusstlos. Anschließend wickelte er das Wesen in eine Decke, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Hallgrimur, Thorbergur und der schwerverletzte Asgeir machten sich mit dem Wesen schnurstracks zu Tryggvi, denn die hofften, er könnte Asgeir ordentlich verarzten. Nachdem Hallgrimur und Thorbergur dem verdutzten Tryggvi Asgeir überlassen hatten, ohne ihm auch nur eine Frage zu beantworten, gingen sie zu Reynir und zeigten ihm das Wesen. Er erschrak und wollte dieses Wesen aus der Hölle nicht in seinem Haus haben. Also gingen sie alle gemeinsam zu Tryggvi. Reynir ließ sich mitziehen, denn er stand vollkommen neben sich. Trygvvi hatte Asgeir schon notdürftig verarztet und in sein Bett gelegt. Sie zeigten ihm das Wesen und auch er war entsetzt. Er kramte eine kleines ledernes Büchlein aus, das auf Latein verfasst war und aus apokryphen Schriften bestand, die sich besonders mit Schlangen befassten, denn vielleicht gab es darin Informationen. Nachdem sie das Wesen gefesselt hatten, weckten sie es und wollten es ausfragen, doch es zischelte nur.Es windete sich in seinen Fesseln, zischelte immer stärker und schaute dabei zunächst Hallgrimur und dann Thorbergur an.7 Beide verspürten plötzlich stechende Schmerzen. Ihre Haut warf Blasen und sie wandten sich auf dem Boden. Tryggvi und Reynir kamen ihnen zu Hilfe, konnten aber nichts ausrichten. Der Schlangenmensch kämpfte sich derweil immer weiter aus seinen Fesseln. Mit letzter Kraft erhob sich Asgeir von seinem Bett, schwang seine Axt und köpfte das Teufelswesen. Dann wurde allen schwarz vor Augen.
Epilog
Dr. Albert Schwarz, Eliot Nest und Konstantinos Protopapadakis wurden mit einem Mal aus ihrer Vision gerissen. Die befanden sich wieder im Hier und Jetzt, doch neben der Erinnerung an die Ereignisse und den Ort des Stabes auf Island war ihnen etwas anderen geblieben: Vor ihnen lag das kleine lederne Büchlein von Tryggvi.
1Hier kamen die Verfolgungsjagdregeln von Cthulhu 7 zum Einsatz.
2Der Schlangenmensch schaffte sein MA-Kräftemessen nicht.
3Der Schlangenmensch schaffte sein MA-Kräftemessen wieder nicht.
4Hier kamen die Verfolgungsjagdregeln von Cthulhu 7 zum Einsatz.
5Der Schlangenmensch schaffte sein MA-Kräftemessen schon wieder nicht.
6Die Charaktere hatten ein Heidenglück und der Schlangenmensch schaffte sein MA-Kräftemessen zum vierten Mal nicht.
7Endlich schaffte der Schlangenmensch sein MA-Kräftemessen und die Charaktere bekamen das am ganzen Leib zu spüren.
Mit diesem kleinen Intermezzo haben wir 2,5 Stunden verbracht. Ich wollte gerne weitere Schlangenmenschenabenteuer in die Kampagne einbauen und hatte so die Idee mit der Rückblende. Durch ihr Vorgehen in der Vergangenheit, werden die Helden für die Gegenwart die ein oder andere nützliche Information haben, ganz besonders in Form des Buches.
Das Szenario haben wir zwar noch nicht nach Pulp- sondern normalen Cthulhu-Regeln gespielt, der Stil war aber gewohnt wieder eher spaßig und actionbetont (letzteres behauptet das Szenario auch von sich selbst und das trifft zu).
Hier noch ein kleiner Spruch:
Thorbergur holt den Schlangenmenschen aus dem Kloster ein und schlägt ihn bewusstlos. Hallgrimur will ihn zu Reynir bringen.
Thorbergur: „Warum denn zu Reynir?“
Hallgrimur: „Der ist doch rein. Das steht doch schon im Namen.“
Bearbeitet von Tegres, 05. August 2019 - 20:05 .