So, ich habe inzwischen die drei Abenteuer dieses Bandes auch durchgelesen und möchte mal kurz meine Senf dazu geben.
Das erste Szenario (Halloween in Dunwich) finde ich ganz ‚nett‘. Ist auf jeden Fall mal was anderes, Kinder zu spielen. Die Charakterhintergründe sind mal mehr (Gerdie Pope, Donald Sutton), mal weniger (George Weedon) spannend. Der Tiefe Wesen-Bezug bei Alice finde ich allerdings für dieses Szenario unpassend und deplatziert. An einer oder zwei Stellen im Szenario wird auch explizit Bezug auf die Besonderheit von z.B. Donald genommen. Hier finde ich, wurde eine Chance vertan, die Hintergründe oder Eigenarten der Charaktere nicht noch mehr einzubinden.
Obwohl die Geschichte im Grunde ernsthaft ist, finde ich die Hindernisse und Herausforderungen (Kobolde, Vogelscheuche, Mais) irgendwie tatsächlich auch passend zur Kindern als Protagonisten. Den leichten Einstieg mit Äpfel pflücken, Kürbisernte und Sackhüpfen finde ich ganz nett, allerdings muss hier der Spielleiter noch einiges selbst improvisieren. Beim Lesen der eigentlichen Handlung hatte ich allerdings den Eindruck, dass es mehrere Flaschenhälse gibt bzw. es sehr railroadig ist. Was z.B., wenn doch eines der Kinder vom Schnaps trinkt? Das Zimmer des Uropas nicht durchsucht wird (wo wichtige Hinweise zu finden sind)? Oder sie nicht zum Wald aufbrechen? Hier sollte sich der Spielleiter vermutlich einige Gedanken im Voraus machen, da sich sonst das Abenteuer mittendrin aufhängen könnte. Dass im Finale auf zumindest einige mögliche Verhaltensweisen eingegangen wurde, finde ich wiederum positiv.
Lässt sich vermutlich tatsächlich an einem Abend gut durchspielen, bietet eine willkommene Abwechslung und tut nicht weh.
Bei dem zweiten Szenario war ich zunächst sehr begeistert vom Einstieg. Da hat sich der Autor vermutlich sehr von Silent Hill inspirieren lassen (Nebel, bekannte Räume, die aber irgendwie anders als gewohnt sind), was ich für ein Cthulhuszenario im Grunde sehr passend finde. Schade, dass da nicht noch mehr draus gemacht wurde, aber das kann der Spielleiter her noch improvisieren.
Mir geht es allerdings mit dem weiteren Verlauf des Szenarios wie einem meiner Vorredner, die Szenen in der Bar und alles was danach kommt, fand ich schwer nachzuvollziehen und irgendwie wirr. Beim Lesen dachte ich die ganze Zeit: „Hä, was soll das alles, wie passt das zusammen?“ Wenn der Autor beabsichtigt hat das ganze wie einen Fiebertraum wirken zu lassen, dann ist ihm dies gelungen, aber irgendwie befriedigt mich der ganze Verlauf und auch die erste Begegnung mit dem Hauptgegner überhaupt nicht. Die ‚Sache’ mit dem Labyrinth, in welchem gesammelte Gegenstände an bestimmten Stellen platziert werden können und man sich erst mal orientieren muss, scheint wie aus einem PC-Spiel oder Film übernommen, wirkt in der Umsetzung im Rollenspiel mit einfachen Attributsproben aber wenig stimmungsvoll. Lediglich der Schluss auf dem Friedhof ist wieder irgendwie okay. für mich insgesamt das schwächste Szenario, lediglich den Einstieg finde ich inspirierend.
Beim dritten Szenario finde ich den Vorschlag der Charakterzusammenführung und die teilweise bestehenden Verbindungen untereinander ganz nett. Wieder etwas verwirrend fand ich die Angaben, über welche Kampftalente welcher Charakter verfügt, dass dann aber keine Angabe gemacht wurde, was/welche Waffen der Charakter tatsächlich bei sich führt. Es werden ja wohl kaum alle ‚zufällig’ mit Schusswaffen rumlaufen? Auch dass zwei der Charaktere schon zu Beginn eine Geistesstörung haben hat mich verwundert, wobei dies sicherlich schöne Möglichkeiten für Charakterspiel bietet.
Der Verlauf ist wieder recht eng vorgegeben, wenn die Spieler was anderes planen, muss rasch recht viel improvisiert werden.
Das Szenario selbst ist eher Splatter-Horror (was nicht so meins ist), ich kann mir dennoch vorstellen, dass es ganz gut und ‚spaßig‘ zu leiten/spielen ist. Der Gegner und seine Optionen im Finale erscheinen mir aber viel zu mächtig. Das kann m. E. schnell in einem TPK enden, z.B. durch 1W6+5W6 Schaden sowie bis zu 30 (!) belebte Leichen. Wie die Charaktere darauf kommen sollen, wie der Antagonist endgültig zu besiegen ist, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Andererseits kann der im Abenteuer beschriebene Schockmoment, wenn er dann unvermittelt ein paar Tage später einfach wieder vor der Tür steht, auch ein gelungenes Ende des Szenarios darstellen. Mit schlechtem Ausgang halt.
Insgesamt finde ich die Idee eines Halloween-Themenbands sehr gut, den Szenarien hätte eine inhaltliche Überarbeitung allerdings m.E. gut getan.
Dennoch würde ich auch einen Halloweenband II (und III?) wieder kaufen.
Bearbeitet von Mondkuss, 18. Oktober 2020 - 11:12 .