Das ist glaube ich eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Grundsätzlich kann man Preise ja auf verschiedene Arten bestimmen, z.B. über eine Rechnung "Herstellkosten + Margen" oder über eine Betrachtung des (vermuteten) Wertes am Markt.
Letzteres könnte man so überschlagen: Wie hoch ist der "Wert" des Abenteuers im Vergleich zum Wert der 6 Bögen für das Abenteuer? Betrachtet man den Aufwand für das Abenteuer (Autor, ggf. Übersetzung, Lektorat, Korrektorat, Bildredaktion, Grafiker, Layout), wird dieser wohl signifikant höher sein und ein Faktor 20 wäre wohl eher untertrieben (d.h. das "Selbsterstellen" des ganzen Abenteuers wäre für jemanden 20x so aufwendig wie das Ausfüllen der Bögen). Zweite Frage wäre "Was kostet das Abenteuer"? Ein Softcover-Band mit 2-3 Abenteuern liegt bei 10 EUR und ein Abenteuer kostet also zwischen 3,33 EUR und 5 EUR. Mit dem Faktor 20 dürften die 6 Bögen also 17 bis 25 Cent kosten.
Das erstere ist für einen "Außenstehenden" kaum abzuschätzen (internen Abläufe und Erwartung unbekannt). Vermutlich (viel zu) naiv betrachtet wären die Arbeitsschritte mindestens das Erstellen der Dokumente, das Hochladen der Datei und vermutlich noch mindestens eine weitere arme Socke, die die erstellten Dokumente sammeln und richtig zuordnen muss, um dann den korrekten Auftrag zum Hochladen weiterzugeben. Gefühlt ist der Schritt "Erstellung" (also Ausfüllen der Vorlage) der arbeitsintensivste und die anderen sollten im unteren einstelligen Minutenbereich liegen (das mag aber auch eine Fehleinschätzung sein). Geht man davon aus, dass alle Arbeitsschritte in Summe eine Stunde ausfüllen (wobei vielleicht 55 min davon die Erstellung sind) und der Stundenlohn 50 EUR beträgt, enstünden Kosten von 50 EUR. Die Frage ist dann, wieviele Leute das Dokument kaufen würden. Jetzt kommt die Auflagenhöhe ins Spiel (Print + PDF). Nehmen wir hier mal 2500 an und dass jeder zehnte Käufer des Abenteuers die Bögen kaufen würde, wären die Kosten bei 20 Cent pro Download gedeckt.
Das sind jetzt vermutlich zu viele (falsche) Annahmen drin, aber man kommt halt in Bereiche, wo man davon ausgehen kann, dass sie für den Verlag zu uninteressant sind, um das noch weiterzutreiben.
Ein weiterer Punkt ist hier aus meiner Sicht auch noch sehr wichtig: Bei einem kostenpflichtigen Dokument (egal, wie hoch der Preis ist) wäre das einfache Weiterleiten an die Spieler nicht mehr möglich. Was bei einem kostenfreien Dokument wohl eher unproblematisch ist, wäre dann ein No-Go (da der Urheber um seine Einnahmen geprellt würde). Dann brächte das Dokument aber keinen Mehrwert mehr, denn der eigentliche Nutzen (gerade in Corona-Zeiten) wäre ja, dass der Spielleiter "mal eben" die fertigen Charaktere elektronisch an seine Spielgruppe verteilen kann.
Mein Gefühl ist, dass es sich im Prinzip zwei Fragen dreht:
a ) Gäbe es auch für eine "Übergangslösung" Freiwillige, die sich für die Dokumentenerstellung opfern würden?
b ) Wären die in Redaktion/Verlag erforderlichen Arbeitsschritte abseits der eigentlich Dokumentenerstellung so überschaubar, dass diese ohne Entlohnung erbracht werde könnten?
Bei (a) ist mein Gefühl, dass dem so ist (und viele ausgefüllte Dokumente auf den Festplatten der Spieleschaft bereits schlummern). Frage ( b ) kann nur durch Redaktion/Verlag beantwortet werden, und auch ein "Nein" ist hier natürlich völlig legitim.
Bearbeitet von KickCraft, 01. November 2020 - 11:53 .