Hier kommt der dritte und letzte Teil. Das Ende ist gleichzeitig ein Hook fürs nächste Abenteuer, bei dem aber noch nicht klar ist, ob wir das spielen werden. Ich bin aus dem Schreiben nicht herausgekommen, deshalb ist mir der Umfang leider etwas explodiert (die dritte Sitzung war allerdings auch die dichteste und längste).
Dritte Sitzung:
Der Freitag beginnt für Bubblegum und Midnight früher und anders, als ihnen lieb wäre. Um halb Sieben an diesem verregneten Dezembermorgen klingelt Bubblegums Kommlink, Kommissar Pflaume ist dran. Er informiert die beiden Ermittlerinnen, dass eine weitere Leiche gefunden wurde, in der Obentrautstraße im Westen von Kreuzhain. Er könne ihnen noch etwa eine halbe Stunde Zeit geben, um den Tatort zu untersuchen. Also werfen Bubblegum und Midnight, die auf Bubblegums Ausziehcouch genächtigt hat, eifrig die wichtigsten Gegenstände in ihre Rucksäcke und machen sich auf den Weg.
Vor Ort treffen sie nicht nur auf den Polizeikommissar, sondern auch noch auf drei seiner Schutzmänner, die jedoch alles andere als motiviert darüber scheinen, zwischen Matsch und Nieselregen auf die sterblichen Überreste einer SINlosen Ork-Frau aufzupassen. Man begrüßt sich kurz und tauscht die nötigsten Informationen aus: Der Leichenfund wurde bereits um 04:30 Uhr von einer BSR-Mülldrohne gemeldet, konnte jedoch erst gegen 06:00 Uhr bearbeitet werden. Außerdem habe es eine Überlebende gegeben, die auf Geheiß des Kommissars von einem RTW in das nahe Urbankrankenhaus*, eine anarchistische Schattenklinik des schwarzen Halbmonds, gebracht wurde. Sie sei nicht mehr bei Bewusstsein und in äußerst kritischem Zustand gewesen, gerne gibt er ihnen aber die Einlieferungsnummer, damit die beiden sich selbst ein Bild machen können. Kommissar Pflaume schätzt den Todeszeitpunkt des weiblichen Orks auf irgendwann nach Mitternacht, genauer ließe sich dies aber nicht sagen, zumal kein Mediziner für eine fachgerechte Untersuchung verfügbar wäre. Dann schlägt Pflaume vor, mit seinen Männern kurz Frühstück holen zu gehen und den beiden Ermittlerinnen den Tatort für eine Viertelstunde zu überlassen. Sie hätten freie Gewalt über die Sache, der Sternschutz würde sowieso nicht mehr unternehmen, als den Abtransport der Leiche zu veranlassen. Da Zeit kostbar ist, nimmt Midnight sogleich den Astralraum in Augenschein, während Bubblegum den physischen Tatort untersucht. Die tote Ork-Frau liegt im Eingang einer Gasse, die umgebenden Gebäude sehen verfallen und unbewohnt aus. Neben Fußspuren, die zu mindestens drei Personen (davon ein Ork, ein Mensch und ein Elf) gehören, gibt es deutliche Anzeichen eines Kampfes, vor allem die Leiche trägt zahlreiche Blessuren. Die Todesursache ist offenbar wie in den Fällen zuvor Erdrosselung durch eine Garotte, welche jedoch nicht auffindbar ist. Von der Kleidung der Leiche kann Bubblegum darauf schließen, dass es sich wohl um eine Prostituierte gehandelt haben muss. In unmittelbarer Nähe findet sie außerdem eine Clutch und in dieser ein Kommlink, zu welchem sie sich etwas widerstrebend mit einem Finger der Verstorbenen Zugriff verschafft. Währenddessen findet Midnight im Astralraum eine astrale Signatur, die sie nach näherer Betrachtung dem Mörder der vorigen Opfer zuordnen kann. Sie erwägt kurz, mit astralem Spurenlesen zu beginnen, verwirft dieses langwierige Vorgehen aus Zeitknappheit und der geringen Aussicht auf Erfolg jedoch wieder. Dennoch steht für die beiden fest, dass dies der nächste Mord der Serie sein muss. Auf dem Kommlink findet Bubblegum heraus, dass der weibliche Ork Crystal hieß und wie die meisten Opfer zuvor ebenfalls Mitglied der Sagrada Familia war. Außerdem unterhielt auch Crystal eine Konversation mit einem gewissen Weber, die dem bisherigen Muster entsprechend nur aus der Buchstabenfolge "KPLM" und der Zahl "1934" bestand. Ein Auslesen des GPS-Logs ergibt, dass das Kommlink - und damit wohl auch Crystal - sich nach diesem Nachrichtenverkehr ins Dreamland begab, die genaue Adresse kann Bubblegum jedoch nicht zuordnen. Eine erneute Untersuchung des Leichnams scheint den Verdacht der beiden Ermittlerinnen zu bestätigen, dass auch Crystal keinerlei Implantate oder Modifikationen in ihrem Körper hat, also vollkommen natürlich gewesen ist. Mehr scheint dieser Tatort nicht zu bieten, außerdem kehren Kommissar Pflaume und seine Männer wieder zurück. Er erklärt sich bereit, Madonna telefonisch über den neuesten Mord zu informieren und fragt außerdem noch nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen. Midnight und Bubblegum teilen ihm mit, dass sie im Moment von einem gedungenen Mörder ausgehen. Dieser sei aller Wahrscheinlichkeit nach ein erwachter Elf, welcher Adeptenkräfte nutze, darunter vor allem die kosmetische Kontrolle. Außerdem besitze er so viel Kenntnis über Metamagie, dass er dazu im Stande sei, seine eigene Signatur zu verändern. Dies überrascht Kommissar Pflaume sehr, war er doch bis jetzt davon überzeugt, dass astrale Signaturen ein todsicheres Identifikationsmittel seien. Die beiden können ihn Aufklären, dass das Verändern astraler Signaturen zwar möglich sei, aber nur den wenigsten Magieanwendern gelingen würde. Daraufhin erbietet sich der Kommissar, einen seiner Kontakte zu bemühen, vielleicht mehr über diesen mörderischen Magieanwender mit den seltenen Fähigkeiten herauszufinden. Der Kontakt würde allerdings Geld für seine Dienste verlangen, Pflaume rechnet mit etwa 500€. In Ermangelung einer konkreten Spur nehmen Bubblegum und Midnight das Angebot an, überreichen Kommissar Pflaume das Geld und machen sich zu Fuß auf, im Krankenhaus nach der Überlebenden zu sehen.
Das Urbankrankenhaus liegt direkt am Schattenhafen* (der nach seiner Nähe zum Krankenhaus benannt wurde), einem bekannten Umschlagplatz für Schmuggelwaren und ähnlich zwielichtige Dienstleistungen. Trotz der frühen Stunde und noch anhaltenden Dunkelheit herrscht hier bereits reges Treiben. Im Foyer der Klinik schildern die Ermittlerinnen dem Rezeptionisten Fluxus, einem kecken, jungen Menschen, ihr Anliegen, der sie sogleich an Dr. Özdem verweist. Dieser ist ein wahrhaft hünenhafter Troll (fast 3,5 Meter) mit dunklem Teint, sehr gepflegtem Vollbart und zahlreichen kleinen Hörnern, die sein lichtes Haupt fast einer Krone gleich umkränzen. Der gutmütige Mediziner lässt sich schnell breitschlagen, die beiden zur gesuchten Patientin auf der Intensivstation zu führen. In der schwer verwundeten und in künstliches Koma versetzten Menschenfrau erkennt Bubblegum Stella wieder, ein weiteres Mitglied der Sagrada Familia, welches sie bereits auf dem Hot Circuit gesehen hatte. Von Dr. Özdem erfahren die beiden, dass Stellas Zustand ausgesprochen kritisch sei. Sie erlitt neben zahlreichen kleineren Verletzungen eine tiefe Stichwunde in der Brust. Diese verfehlte zwar knapp das Herz, schien jedoch im umliegenden Gewebe Gefrierbrand zu verursachen, welcher auch den rechten Vorhof von Stellas Herz befallen hat. Ob Stella überleben würde, sei derzeit ungewiss, die Wahrscheinlichkeit spreche aber gegen sie. Mit einigem Überredungsgeschick kann Midnight erreichen, dass sie Stella magisch behandeln darf, was sie auch sogleich in Form eines Heilzaubers tut. Zwar ist Stelle stark modifiziert und weist dadurch eine sehr niedrige Essenz auf, Midnights Magie vermag es aber dennoch, die bewusstlose Frau aus der Lebensgefahr herauszubringen und zu stabilisieren. Darüber zeigt sich Dr. Özdem sehr erfreut, er untersagt es jedoch strikt, die Patientin in diesem Zustand zu wecken. Eine Befragung muss also ausbleiben. Wieder vor der Klinik gibt Bubblegum den aktuellen Stand an Madonna durch, die bereits auf dem Weg zum Urban ist und sich mit den Ermittlerinnen treffen möchte. Während sie warten werden sie von Störtebecker angesprochen, einem rauschbärtigen, pfeiferauchenden Zwerg, der Mitglied der Spreeratten* ist und ihnen geschäftstüchtig einige Dienste feilbietet. Dies lenkt die Aufmerksamkeit der beiden auf den Schwarzmarkt, der sich über diverse Flöße, Boote, Pontons und Stege im Hafenbecken erstreckt und mit dem langsam näher rückenden Morgengrauen zum Leben erwacht. Bubblegum beschließt spontan, ein paar Weihnachtseinkäufe zu tätigen und findet sich am Boot/Stand von Bombshell wieder, einem zappeligen Waffenschieber. Aus seiner "Zahl zwei nimm drei"-Granaten-Wunderkiste fördert sie zwei Splitter- und eine Sprenggranate zutage, die sie sich aufschwatzen lässt. Die Granaten haben zwar schon gewiss bessere Tage gesehen, aber immerhin seien sie - laut Bombshell - auch echte Originale aus den Eurokriegen und deshalb quasi unverwüstlich. Midnight glaubt währenddessen, im diesigen Nieselregen einen weiteren Zwerg erspäht zu haben, dem sie sich nähert. Seltsamerweise scheint diese verspielte Gestalt ihren Namen zu kennen. Sie tanzt fortwährend herum und lädt Midnight ein, sie "auf ein Abenteuer" zu begleiten. Die Trollschamanin kommt nicht umhin, zu bemerken, dass der vermeintliche Zwerg auch bei näherer Betrachtung irgendwie unscharf und nicht richtig sichtbar zu sein scheint, seine Gestalt im Astralraum aber klar umrissen ist. Er führt sie zu einem Schiff, welches im Astralraum des Landwehrkanals ankert und auf Midnight einen verführerischen Drang ausübt, an Bord zu gehen. Nur unter Aufwendung all ihrer Willenskraft gelingt es ihr, sich zu beherrschen und der kleinen Gestalt nicht auf ihr Schiff zu folgen - denn Midnight kann nicht schwimmen und wäre in der physischen Welt wahrscheinlich ins Wasser gefallen, oder? Da die Sache gerade noch einmal gut gegangen zu sein scheint, schlendert auch Midnight zum Markt herüber, um sich am Stand eines Taliskrämers umzuschauen. Dort hat Bubblegum inzwischen alte Bekannte entdeckt: Zwei Mitglieder der Snobz-Gang (bekannt aus einem vorigen Abenteuer, eine kleine und ärmliche Schmugglerbande, die sich gerne in zerlumpte, historische Ausgehmode inklusive auffälliger Hüte kleidet und in einer Hausbootburg im Schattenhafen residiert) sind auf dem Markt unterwegs. Das letzte Zusammentreffen mit den Snobz verlief nicht allzu freundlich, also zieht Bubblegum es vor, sich vor den Blicken der beiden bedeckt zu halten. Midnight kauft dem Taliskrämer Glucks (Hippie-Elf mit Seetang-artiger Frisur) noch einige Reagenzien in Form von Möwenschädeln ab und verzichtet, seine "magisch erwachte", im Dunkeln leuchtende Algensuppe zu kosten, da wird die Aufmerksamkeit der beiden zurück zum Krankenhaus gelenkt. Auf dem angeschlossenen Parkplatz, auf dem einige RTWs auf ihre Einsätze warten, durchbricht die Silhouette eines schwer gepanzerten Straßenkreuzers mit Tarnscheinwerfern und Maschinengewehr auf dem Dach Regen und Dämmerung, bevor das Gefährt mit kreischenden Reifen zum Stehen kommt. Die Fahrerin steigt aus, holt einen Regenschirm hervor und öffnet die Beifahrertür des Combat-Cabs, woraufhin diesem die ehrwürdige Madonna entsteigt. Zunächst ist es natürlich ihr dringendstes Anliegen, nach Stella zu sehen, danach aber lädt sie Midnight und Bubblegum zu einer kurzen Lagebesprechung im Cafe des Krankenhauses ein. Es stellt sich schnell heraus, dass der Ort im Dreamland, den Bubblegum aus den Logs von Crystals Kommlink auslesen konnte, Madonna sehr wohl bekannt ist. Es handelt sich um das Pamir*, eine verrauchte Kellerbar und Bordell von Lady Yv*. Diese kennt Madonna persönlich, so dass kurzum ein telefonisches Treffen vereinbart werden soll. Wie dem angeregten Gespräch zu entnehmen ist ("Du alte Schreckschraube lebst also immer noch?" "Ich sterbe erst, nachdem ich auf deinem Grab getanzt habe!"), kennen Madonna und Lady Yv sich nicht nur persönlich, sie scheinen auch eine innige Hassfreundschaft miteinander zu pflegen. Dementsprechend ist ein Treffen im Pamir schnell vereinbart und Madonna ruft ein neues Combat-Cab, das die drei abholen und ins Dreamland bringen soll.
Quasi mit dem Sonnenaufgang donnert diesmal ein übergewichtiger Kleintransporter auf das Gelände der Schattenklinik. Aus der sich öffnenden Schiebetür springt ein breitschultriger Glatzkopf (Mensch) mit Kampfanzug und schwerer Schrotflinte, der sich als Stöhr vorstellt. Die Fahrerin - auch Mensch - heißt Milli Tanz und in ihrem Selfmade-Radpanzer findet sogar die knapp drei Meter große Midnight endlich mal ein "komfortables" Fortbewegungsmittel. Mit quietschenden Reifen geht es einmal quer durch Kreuzhain, um den Renrakusan herum tief ins Dreamland hinein. Bis auf eine kurze Auseinandersetzung irgendwo zwischen Lichtenberg und Pankow, die von Stöhrs Kampfflinte jedoch schnell geschlichtet werden kann, verläuft die Fahrt ereignislos. An der Adresse des Pamir befindet sich nur eine verfallene Ruine, und die Runner glauben schon, hier falsch zu sein. Madonna verweist sie jedoch auf einen unscheinbaren Kellereingang, der ein AR-Interface besitzt und sich als Haupteingang des Pamir ausweist. Bubblegum überprüft schnell das Angebot des Bordells und kommt zu dem Schluss, dass die Preisklasse eine ähnliche ist wie das Sagrada Familia, die Kategorien der möglichen Dienstleistungen hier aber weniger fein geführt werden. Drinnen empfängt sie erst einmal ein schlichter, schwarzer Gang, der von einigen Deckenflutern erleuchtet wird. Dahinter verbirgt sich ein ähnlich eingerichteter Kellerraum, dessen Luft vom Rauch der unzähligen, genossenen Wasserpfeifen, Zigarren und Zigaretten geschwängert ist. An der Bar erwartet sie ein attraktives Elfenmädchen namens Silva, die sie sogleich ins Büro von Lady Yv schickt. Dort erwartet sie die in Würde gealterte Betreiberin bereits, die für sich einen japanischen Kleidungsstil adaptiert hat, inklusive Kimono und Sakko-Frisur. Es werden herzlich-heftige Begrüßungsfloskeln mit Madonna ausgetauscht, dann serviert der flinke und stille Ping (Menschenjunge, ca. 10 Jahre alt) ein paar Porzellantassen mit Tee und die vier sind unter sich, um sich zu beraten. Crystal nutzte anscheinend mehr als einmal das Pamir, um mit Weber alias Dr. Bergmann zu verkehren. Da er auch für die anderen Besuche bei Familienmitgliedern überwiegend auswärtige Begegnungsstätten wählte, ist das allerdings nichts Besonderes. Für gewöhnlich buchte Weber immer dasselbe Zimmer telefonisch im Voraus. Er kam dann allein an, ging direkt auf dieses Zimmer und erwartete die später eintreffende Crystal dort. Nach vollzogenem Akt verließ er das Bordell dann unverzüglich und ohne Begleitung. Dabei achtete er wohl stets darauf, den Kontakt zu anderen Gästen zu meiden. Insgesamt fanden in den letzten anderthalb Jahren auf diese Weise vier Treffen statt, das letzte am 17. November. Bubblegum hat die Idee, Crystals Kommlink zu nutzen, um Weber eine verwirrende Nachricht zu schicken und ihn so aus der Deckung zu locken. Madonna schlägt stattdessen vor, Weber nach dem üblichen Schema ins Pamir zu locken und ihn hier zu stellen. Dazu erfordert es jedoch die Kooperation von Lady Yv, und diese ist zunächst wenig erpicht darauf, die gesellschaftliche und womöglich auch statische Integrität (Bubblegum hat ihre neu erworbenen Granaten erwähnt) ihres Etablissements aufs Spiel zu setzen. Für 5.000€ und die Versicherung, jedweden Schaden erstattet zu bekommen, würde sie dem Vorhaben jedoch zustimmen und das fragliche Zimmer zur Verfügung stellen. Mit Madonnas Verhandlungsgeschick und der Unterstützung unserer Ermittlerinnen kann der Preis auf 2.500€ gedrückt werden und die Kosten werden gleichermaßen auf Madonna und das Honorar der Runner aufgeteilt. Lady Yv zeigt den Drei Webers bevorzugtes Zimmer, einen etwa drei mal drei Meter großen Raum, der von einem Doppelbett dominiert wird und außer einem Waschbecken, einem Nachttisch und einer Kommode ansonsten nichts enthält. Allerdings gibt es versteckt hinter einer Wandpaneele einen Geheimgang, der zu einem Hinterausgang aus dem Pamir führt. Dieser ist hinter Schuttbergen gut getarnt und liegt nur wenige Meter von einem befahrbaren Pfad entfernt. Sollte eine Extraktion erforderlich sein, ließe sie sich auf diesem Weg also gut bewerkstelligen. Die drei verabschieden sich von Lady Yv und Madonna macht sich auf den Rückweg ins Sagrada Familia, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Midnight und Bubblegum sehnen sich jetzt erstmal nach einer Dusche und hoffen, dass im Anschluss auch George wieder auf den Beinen sein wird, damit dieser sich um die Beschaffung der mysteriösen Droge kümmern kann, wie es am Vorabend vereinbart wurde.
Während der Rückfahrt - diesmal mit Stattbus und U-Bahn - scannt Bubblegum Crystals Kommlink eingehend und befindet schließlich, dass es sauber sei und sie es in ihre PAN aufnehmen könne (da wir mit Daisy-Chaining spielen kann sie das Kommlink so mit ihrer Technomancer-Persona verteidigen, trotzdem aber mit der ID des Kommlinks Nachrichten versenden). Kurz bevor die beiden Bubblegums Wohnung erreichen, der Stundenzeiger ist inzwischen auf die Elf vorgerückt, bekommt Midnight eine Nachricht von Kommissar Pflaume. Sein Kontakt habe unter den gegebenen Parametern genau einen Treffer gefunden, ein Auszug der Akte hängt als Datei an (
Hier zu betrachten, wobei ich das Logo von PSI Aid* der
Shadowhelix entnommen und das Charakterportrait
hier gefunden habe). Die kryptischen Kürzel können schnell als ICD-Abkürzungen identifiziert und anschließend interpretiert werden: Einerseits leidet Ramirez unter einer allergischen Reaktion auf Erdnussproteine, wobei die Schwere der Reaktion nicht ablesbar ist. Und andererseits wurde ihr eine dissoziale Persönlichkeitsstörung soziopathischer Ausprägung attestiert. Alles in allem also eine offenbar sehr gefährliche (und überraschenderweise weibliche) Killerin, deren Akte dafür aber endlich Licht ins Dunkel bringt: Die Ermittlerinnen erinnern sich an den Lebenslauf von Dr. Bergmann und finden interessante Überschneidungen mit den Daten zu Francesca Ramirez. Die beiden waren zeitgleich in Caracas und sind danach - womöglich gemeinsam - nach Berlin gekommen. Damit scheint der Fall fast gelöst: Dr. Johann Bergmann alias Max Weber hat seine alte Bekannte Francesca Ramirez mit dem Mord an seinen Gespielinnen beauftragt. Was noch fehlt, ist das Motiv. Vorläufige Arbeitsthese: Er brauchte vollkommen natürliche Versuchskaninchen für eine ominöse, eventuell erwachte Droge. Diese Versuchsreihe war jetzt abgeschlossen, gescheitert oder musste aus anderen Gründen "beendet" werden. Näheres würde das Verhör von Bergmann ergeben, jetzt sollen aber zunächst die metamenschlichen Grundbedürfnisse nach Hygiene und fester Nahrung gestillt werden. Während Bubblegum unter der Dusche steht, ruft Midnight noch einmal Merlin, den Betreiber der Kneipe Vingadium Leviosa, an, um in die Thematik Adeptenkraft "Kosmetische Kontrolle" noch etwas tiefer einzusteigen. Merlin kann in der Tat Auskunft geben, dass im Allgemeinen zwischen zwei Abstufungen der Kraft unterschieden wird. Die erste ermöglicht weitgehende Veränderungen innerhalb des eigenen Metatyps, umfasst dabei aber auch den Wechsel des Geschlechts. Die zweite, stärkere Stufe schließt dann alle bekannten Metatypen mit ein. Es sei jedoch bisher ungeklärt, ob die zweite Stufe auch Varianten von Metatypen oder sogar Infizierte - wie z.B. Ghule oder Banshees - umfasse, oder immer nur die Allgemeintypen simuliert werden könnten. Dieses Wissen habe er vor allem aus einigen Karl Kombatmage-Folgen extrahiert, die er Midnight wärmstens ans Herz legt. Auf Midnights Frage, inwiefern die Magie, wie sie bei Karl Kombatmage dargestellt würde, realistisch sei, drückt sich Merlin so aus: "Eigentlich überhaupt nicht. Totaler Humbug. Das da hat ungefähr so viel mit Magie zu tun, wie die Schwarzwaldklinik mit echter Medizin. Aber ich habe gehört, dass es in Süddeutschland irgendwo einen Karl-Kombatmage-Fanclub gibt, der auf Basis der Serie eine Magieschule begründet hat - und das anscheinend mit Erfolg. Hast du übrigens den neuen Karl Kombatmage Film gesehen? Wie er die Reconquista Berlins durch den Kirchenstaat Westphalen quasi im Alleingang verhindert?" Midnight ist etwas überfordert, doch in diesem Moment kommt die trideosüchtige Bubblegum aus der Dusche, die anscheinend mitgehört hat: "Midnight, ich habe das Plakat gesehen! Mit dem abgeschlagenen Kreuzritterkopf in der Hand! 'Fluxus Forever'! Den müssen wir uns reinziehen!" Damit reißt Bubblegum das Telefonat an sich und leitet die Ermittlungen auf einen kleinen Umweg über das Extended Karl-Kombatmage-Universe. Währenddessen kauft Midnight heimlich zwei Karten für Logenplätze in "Karl Kombatmage - Krusader Killing Spree" und hat damit ihr erstes Weihnachtsgeschenk im Sack - zwei Tage früher als üblich. Nachdem Bubblegum und Merlin ihren Wissensaustausch beendet haben und sich die beiden Runner endlich wieder wie echte Metamenschen fühlen, ist es Zeit, den Plan zur Ergreifung des Täters ins Rollen zu bringen. Von Crystals Kommlink aus - und unter derer ID - verschickt Bubblegum das inzwischen bekannte "KPLM" an das Handle von Weber. Gegenüber bei Sandra schläft George anscheinend noch seinen Rausch aus, insofern heißt es jetzt erstmal warten. Zeit genug, damit Bubblegum Midnight ein paar Highlights der letzten Karl Kombatmage Staffel zeigen kann. Wofür hat sie sich schließlich ihr ALL.1 Dolby Surround High Fidelity Ultra Crisp Flashing High Definition Heimtrideosystem gekauft? Gegen halb drei und nach unzähligen vernichtenden Spezialeffekten gegen die Feinde der Anarchie meldet sich George bei den beiden und macht mit ihnen aus, die geheimnisvolle Droge erst am nächsten Tag zu besorgen, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Eine halbe Stunde später erhält Midnight eine Nachricht von Lady Yv, dass Weber soeben sein bevorzugtes Zimmer für 19:00 Uhr am heutigen Abend gebucht hat. Also haben die beiden noch etwas Zeit, ihren Kombatmage-Serien-Speedrun zu beenden und machen sich dann auf den Weg, um gegen 17:00 Uhr wieder im Pamir zu sein und den Abend vorzubereiten.
Im Pamir wird als erstes sichergestellt, dass der Fluchtweg durch die Geheimtür frei und sicher ist. Da die beiden Ermittlerinnen den Verdacht haben, dass Dr. Bergmann seine Auftragsmörderin schicken könnte, um den Job zu beenden, schmieren sie den Lichtschalter und einige passende Stellen des Zimmers mit auf dem Weg erstandener Erdnussbutter ein. Im Einkfauskorb sind ebenfalls ein gepanzerter Skater-Helm für Midnight (den sie verabscheut, obwohl sie ihn schon schwarz lackiert und mit kleinen Tierschädeln und Knochen verziert hat), eine Infrarot-Headcam, ein ballistisches Schild, eine Gasmaske und ein paar Latex-Handschuhe für Bubblegum gelandet. Diese leidet nämlich ebenfalls unter einer Erdnussallergie und ist lieber etwas zu vorsichtig, wenn besagte Substanz in ihrer Nähe ist. Im Zimmer dreht Midnight die Glühlampe der Deckenbeleuchtung heraus, während Bubblegum die Nachttischlampe von Ping entfernen lässt. Die beiden stellen die Kommode hochkant und positionieren sie hinter der nach innen zu öffnenden Raumtür, um so eine schnelle Blockierung des Rückwegs bewerkstelligen zu können. Der Plan besagt, dass entweder Bergmann oder Ramirez irgendwann um 19:00 Uhr im Pamir eintreffen werden. Die beiden Ermittlerinnen werden sich zu diesem Zeitpunkt bereits im stockdunklen (damit auch die elfische Restlichtverstärkung nutzlos ist) Zimmer versteckt halten und auf ihre (in Midnights Fall natürliche, bei Bubblegum technische) Infrarotsicht verlassen. Sobald die Zielperson das Zimmer betritt, wird Midnight die Kommode umstoßen und Bubblegum mit dem Schild als Deckung und ihrer Mossberg (mit geladener Schockermunition, die beiden haben vorher überprüft, dass dieser Raum tatsächlich und nahezu vollständig schallisoliert ist) bewaffnet einen Angriff durchführen. Das reicht dann hoffentlich, um die Oberhand zu gewinnen. Tatsächlich erhält Bubblegum um kurz nach Sieben die Info von der Rezeption, dass Weber soeben das Gebäude betreten hat. Die Situation spannt sich an, jeden Moment geht es los. In vollkommener Dunkelheit bemühen Midnight und Bubblegum sich, regungslos und vor allem geräuschlos auszuharren. Dann öffnet sich langsam die Tür, ein breiter werdender Lichtstrahl durchtrennt die Schwärze. Im Türrahmen steht der ziemlich übergewichtige Dr. Bergmann, tastet nach dem Lichtschalter. Leises Fluchen, dann macht er einen Schritt in den dunklen Raum hinein. Mit lautem Krachen wirft Midnight (meistens die Größte, selten die Stärkste) sich gegen die Kommode, welche wiederum knallend auf der Tür aufschlägt und diese zurück ins Schloss wirft. Der Raum ist wieder vollkommen dunkel, was die Ermittlerinnen aber nicht stört. Bergmann hat einen Satz nach vorne gemacht, ruft jetzt verdattert in die Finsternis und tastet hilflos um sich. Bubblegum gibt die erste Salve ab , der der überraschte Bergmann nichts entgegen zu setzen hat. Der Volltreffer holt ihn von den Füßen, der Elektroschock tut sein Übriges. Zuckend und abgehackt schreiend windet sich der dicke Mittsechziger am Boden. Midnight stürzt voran, reißt ihn ein Stück in die Höhe und presst seinen Oberkörper mit der Brust nach unten aufs Bett. Bubblegum ist sofort neben ihr und lässt Bergmann die Läufe ihrer Schrotflinte zwischen seinen Augen spüren. Als dieser endlich wieder artikulierte Laute von sich geben kann, beginnt er, wimmernd um sein Leben zu flehen. Er bettelt, weint und bietet Geld. Einen schmerzhaft langen Augenblick lang überlassen die beiden ihn seinen schlimmsten Phantasien, dann ergreift Bubblegum das Wort. Sie will wissen, wieso er die Prostituierten hat umbringen lassen. Bergmann stottert unter Tränen - inzwischen hat sich eine eindeutige Wärmesignatur von seinem Schritt aus das Bein hinab abgezeichnet -, dass er nicht wisse, wovon sie spreche. Der Kolben trifft seine Kniescheibe, Bergmann schreit. Falsche Antwort. Bergmann beteuert, niemanden umgebracht zu haben. Auch nicht umgebracht haben zu lassen. Andere Kniescheibe. Jetzt heult er wieder, bettelt um sein Leben, verspricht Geld, alles, wenn man ihn nur gehen ließe. Langsam müssen sich Midnight und Bubblegum eingestehen, dass sowohl die Todesangst als auch die Ahnungslosigkeit sehr authentisch wirken. Vielleicht etwas weiter ausholen, die Sache von vorne aufrollen. Ob er Max Weber sei? Ja. Ob er mit Charlene, Lynette, Korall und Crystal geschlafen habe? Ja. Was KPLM und die Zahlen bedeuten? Nichts. Ein beliebiger Code. Weshalb? Damit jemand, der das Kommlink findet, nicht misstrauisch würde. Wo das Kommlink sei? Linke Brusttasche. Das Kommlink wird sichergestellt, es ist mit einem Zahlencode gesichert. Code? Bergmann nennt ihn, das Kommlink wird entsperrt. Im Gesprächsverlauf sind einige Buchungen von Hotels, Bordellzimmern und ähnlichem, nebst den aus den bekannten Codefragmenten bestehenden Nachrichtenverläufen. Ansonsten ist das Kommlink scheinbar leer. Die Befragung wird fortgesetzt. Wer denn das Kommlink finden könne? Irgendjemand. Nach kurzem zögern: Seine Frau. Ob sie eifersüchtig sei? Sogar in dieser Situation muss Bergmann gedrückt auflachen. Ja, seine Frau sei sogar ausgesprochen eifersüchtig. Warum nur unmodifizierte Prostituierte? Weil sie rein seien, sich echt anfühlten. Schnell wird klar, was er damit meint: Bergmann war in Caracas federführend an der Entwicklung eines verbesserten Bunraku-Programms beteiligt. Am Anfang konnte er den durchoptimierten und willenlosen Sklaven durchaus etwas abgewinnen, aber der Effekt nutzte sich über die Jahre ab. Irgendwann spürte er beim Kontakt zu seinen "Schöpfungen" nichts mehr und sehnte sich nach der Natürlichkeit reiner metamenschlicher Körper. Gerade in Caracas ist das aber ein seltenes und gefragtes Gut. Zurück in Berlin begann er also, seiner neuen Leidenschaft Freiraum zu gewähren. Seine Frau, die selbst leonisiert ist, würde sich von den eigentlich weniger attraktiven Unterschicht-Prostituierten wahrscheinlich schwer gedemütigt fühlen, deshalb habe Bergmann seine Liaisons vor ihr verheimlicht. Ob er sich vorstellen könne, dass sie ihm auf die Schliche gekommen sei? Er glaubt es nicht. Ob er Francesca Ramirez kenne? Nie gehört. Ob er Verbindungen zur organisierten Kriminalität habe? Nein. Ob er sie gehabt habe, in Caracas? Ja, aber nur durch Riveros Applied Mimetics, die Firma, bei der er angestellt war. Ob da eine Adeptin dazugehöre? Nein. Die Runner fragen die Aliasse von Ramirez durch. Kenne er El Chupacabra? Nie gehört. Attila? Ja, so habe sein Sicherheitschef und Leibwächter geheißen. Nur seiner? Und der seiner Frau. Langsam ergibt sich ein Muster. Ob Attila noch in Caracas sei? Nein, er habe die Bergmanns bei ihrer Versetzung nach Berlin begleitet und hier noch einige Monate für sie gearbeitet. Warum nicht länger? In Caracas bestünde seine Vergütung aus einem Festgehalt und Prämien für "kleinere Aufträge", letztere fielen hier in Berlin weg, da das Geschäft hier nunmal anders liefe. Das schien Attila nicht gefallen zu haben, weshalb er nach etwa sechs Monaten kündigte. Ob er noch länger für Frau Bergmann gearbeitet hätte? Nein, nicht, dass er wüsste. Über ihre subvokalen Mikrophone tauschen sich Midnight und Bubblegum kurz aus. So, wie sich die Sache jetzt darstellt, ist Dr. Johann Bergmann tatsächlich unschuldig, zumindest, was die jüngste Mordserie angeht. Seine Frau, Dr. Isolde Bergmann, scheint dem etwas tumben und sehr treulosen Ehemann auf die Schliche gekommen zu sein. Daraufhin hat sie wohl aus verletztem Stolz heraus den ehemaligen Sicario Attila (offenbar eine Identität von Francesca Ramirez) mit der Ermordung der Prostituierten beauftragt. Offen ist allerdings noch, was es mit der Droge auf sich hat, die Bergmann an George verkauft. Auch diesbezüglich stellen ihn die beiden zur Rede. Er behauptet, dass es sich bei der Droge um X-Yte handelt, eine erwachte Designerdroge, die aus den Blütenkelchen der Schwarzen Mana Orchidee synthetisiert wird und besonders bei Deckern und Technomancern beliebt ist. Warum George so auf sie anspringt, kann Bergmann sich auch nicht erklären. Aber er hatte damals aus Caracas ein größeres Kontingent dieser Doge mitgebracht und an den damaligen Chef seiner Matrixsicherheit, eine Person namens Tron, die Bergmann ausschließlich über die Matrix getroffen hat, ausgegeben. Nachdem dieser Universal Omnitech und damit auch Bergmann verlassen hatte, fehlte ein Verwendungszweck für den Rest der Drogen. Irgendwie erschien es Bergmann da eine gute Idee, sie nach und nach an George zu vergeben, um sie auf diesem Weg los zu werden, ohne allzu verdächtige Spuren zu hinterlassen. Keine wirklich überzeugende Erklärung, aber Midnights überragende Menschenkenntnis befindet, dass hier eher Unwissenheit und Dummheit vorliegen als der Versuch, sie zu belügen. Damit scheint diese Spur zu Ende verfolgt zu sein, jetzt brauchen die beiden entweder Dr. Isolde Bergmann oder Francesca Ramirez. Ob Bergmann eine Kontaktmöglichkeit für Attila habe? Ja, er habe noch ein Handle, von dem er glaubt, dass es nicht verbrannt ist. Hastig und subvokal schmieden die Ermittlerinnen ihren nächsten Plan: Bergmann kann Attila alias Ramirez an einen Ort locken, an dem die beiden sie in ihre Gewalt bringen können. Aber wo? Bubblegum hat einen Geistesblitz: Vor einigen Wochen hat die Gruppe einen Auftrag in einem Ghulkiez durchgeführt, der sich im alten Fichtebunker (jetzt Erebos) eingenistet hat (Anmerkung der SL: Ein anderes von mir geschriebenes Abenteuer). Dort gibt es viele leere Räume, die sich gut sichern lassen und als Falle geeignet scheinen. Außerdem steht die Runnergruppe relativ gut mit der Kiezführerin Persephone, die im Notfall genug Feuerkraft in der Hinterhand hätte. Bubblegum lässt Midnight kurz mit Bergmann allein und verschwindet im Geheimgang, um Persephone anzurufen. Sie schildert die Lage und bringt ihr Anliegen vor. Zunächst ist Persephone wenig gehalten, ihren Heimatkiez dieser potentiellen Gefahr auszusetzen. Als sie jedoch hört, dass das Ziel eine mindestens einfach initiierte Adeptin ist, macht sie einen Vorschlag. Sofern der Ghulkiez die Leiche der Zielperson behalten darf (anscheinend läuft "mächtiger Magieanwender" auf der Ghulspeisekarte in der Delikatessenkategorie), will sie den Runnern einen Raum und etwas Unterstützung zur Verfügung stellen. An sich ein gutes Angebot, wenn da nicht noch die Ansprüche der rachsüchtigen Madonna, ihrer eigentlichen Auftraggeberin, wären. Bubblegum entschuldigt sich und wechselt die Leitung, um Madonna anzurufen. Diese nimmt beinahe sofort ab und will wissen, ob der Plan funktioniert hat. In knappen Sätzen bringt Bubblegum sie auf den neuesten Stand und unterbreitet ihr Persephones Vorschlag. Zufälligerweise kennt Madonna Persephone noch "aus alten Tagen" und lässt es sich nicht nehmen, das Gleichnis vom Orangenbauern zu erzählen: Ein Bauer verkauft 1.000 Orangen. Als Käufer kommen ein Saftproduzent und eine Marmeladenmanufaktur in Frage. Der dumme Bauer verkauft jedem der beiden 500 Orangen. Der kluge Bauer jedoch verkauft dem einen den Saft von 1.000 Orangen und dem anderen die Schalen, womit alle drei mehr vom Deal haben. Mit anderen Worten: Da Persephone den Körper der Mörderin nicht in einem stück benötigt, ist Madonna durchaus gewillt, auf die sterblichen Überreste zu verzichten, wenn sie zuvor die Gelegenheit bekommt, Vergeltung zu üben. Midnight wird langsam ungeduldig, Bergmann hat wieder zu schluchzen begonnen. Schnell beendet Bubblegum das Gespräch mit Madonna und vereinbart mit Persephone, dass sie gleich zum Erebos aufbrechen und den "Gast" dort gegen Mitternacht erwarten werden. Zurück bei Bergmann zwingen die Ermittlerinnen selbigen, Attila anzurufen und ihm einen lukrativen Auftrag anzubieten, dessen Details um 24:00 Uhr im Erebos (Location-Daten werden übermittelt) besprochen werden sollen. Das Kommlink wird daraufhin von Bubblegum konfisziert, und Dr. Bergmann wird so nachhaltig eingeschüchtert, dass sich die beiden sicher sein können, von seiner Seite aus keine Probleme erwarten zu müssen. Als Zeichen des guten Willens lassen sie nach Ping und einer neuen Hose schicken, dann machen sich die beiden Runner auf zum Erebos, um das Treffen vorzubereiten.
Der Ghulbunker Erebos ist einer der wenigen oberirdischen Bunker Berlins. In den letzten Jahren haben die Ghule jedoch nach und nach jede Öffnung versiegelt, sodass kein natürliches Licht ins Innere dringen kann. Zugang verschafft man sich entweder über das ebenerdig gelegene Haupttor, welches nur des nachts offen steht, oder über einen kleinen Seiteneingang an der Nordseite, der sich im ersten Stock befindet und über eine Feuerleiter erreichbar ist. Es scheint noch andere Zugänge in den unterirdischen Stockwerken zu geben. Da dort jedoch zahlreiche wilde Ghule hausen, werden diese für gewöhnlich nicht genutzt und deshalb vernachlässigt. Die beiden "offiziellen" Zugänge werden jederzeit von der gut bewaffneten Kiezsicherheit überwacht, rund um die Uhr ist in den Ruinen des obersten Stockwerks außerdem ein Scharfschütze postiert, der die Umgebung überwacht. Im Grunde also optimale Voraussetzungen, um eine Falle zu stellen, zumindest, wenn die Ghule auf deiner Seite sind. Vor Ort werden Midnight und Bubblegum erst einmal bei Persephone vorstellig. Zufälligerweise kommt heraus, dass die Leiche von Charlene, die vor zwei Wochen auf dem Gelände des Hot Circuit gefunden wurde, in den Erebos verbracht wurde und inzwischen in der Speisekammer gelandet ist. Persephone ist dieser Fauxpas sichtlich unangenehm und sie bittet die Runner, dies gegenüber Madonna nicht zu erwähnen. Als Ort des Geschehens wird ein etwa 100 m² großer Raum im ersten Stock ausgewählt, nahe des Seiteneingangs. Dieser Raum besitzt nur einen Zugang, der durch eine schwere Stahltür gesichert werden kann. Zunächst beginnen die Ermittlerinnen, den Schutt und Schrott im Raum zu beseitigen, um Ramirez keine improvisierten Waffen oder Deckungen zu bieten. Als sie sich aber darauf besinnen, selbst in diesem Raum gegen Ramirez kämpfen zu wollen, ändern sie das Vorgehen und schaffen stattdessen mehr Schrott (auch nach Jahren der Benutzung durch die Ghule gibt es hier noch mehr als genug davon) herbei, um Barrikaden zu errichten, hinter denen sie sich verschanzen können. Eine plötzliche Eingebung (Anmerkung der SL: Spricht, ein Zaunpfahlwink meinerseits) lässt die beiden erkennen, dass ein paar alte Bettgestelle und Aktenschränke wahrscheinlich nicht reichen werden, um das Kräftegefälle zwischen einer Technomancerin und einer Schamanin einerseits und einer Profi-Killerin, die sich im wohl gefährlichsten Teil der Welt behauptet hat, andererseits, auszugleichen. Also wird noch einmal das mentale Flipchart zum Brainstormin gezückt, Zeit ist ja zum Glück genug da. Midnight besitzt inzwischen eine Magesight-Brille, was die Option eröffnet, Ramirez einen Zauber nach dem anderen auf den Pelz zu brennen, ohne sich selbst der Gefahr auszusetzen. Mit einem Metallbohrer, den sie sich vom örtlichen Schrauber Gob leihen, bohren die beiden ein Loch in die Tür. Außerdem lassen sie sich von Persephone einen der kräftigeren Ghule unterstellen, der sich bereit erklärt, Ramirez an der Tür in Empfang zu nehmen, sie zu besagtem Raum zu geleiten und hinter ihr die Tür zu verschließen, damit sie gefangen ist. Außerdem beschwört Midnight noch einen Erdgeist mit der zusätzlichen Kraft "Grauen", welcher im Astralraum als zwei Meter großer Oktaeder erscheint und sich mit Vorliebe über das Geräusch fröhlich vor sich hin kullernder Kiesel mitteilt. Dies bringt ihm den Namen "Rocky" ein. Sobald Ramirez im Raum gefangen ist, will Midnight Rocky aus einem benachbarten Raum hineinschicken und ihn Grauen auf Ramirez wirken lassen. Ist das erst einmal gelungen, sollte die Sicaria den Runnern ausgeliefert sein und befragt werden können. Kurz wird auch überlegt, Gas einzusetzen. In der örtlichen Klinik, die von der etwas grantigen Ghulin Medea geleitet wird, gäbe es genügend Vorräte an Lachgas, die selbige auch zu verkaufen bereit wäre. Eine kurze Überschlagsrechnung ergibt aber, dass das Füllen von etwa 300 m³ erstens zu lange dauern und zweitens zu viel Geld kosten würde, dieser Plan wird also verworfen. Dafür besinnen sich die beiden Runner noch einmal auf Ramirez' Erdnussallergie. Sie haben noch das Glas Erdnussbutter dabei. Und ein paar Granaten. Gob ist von den Explosivmitteln und ihrem fast schon antiquarischen Zustand zwar alles andere, als begeistert, ist der Gruppe aufgrund des von ihnen erfüllten Auftrags für den Kiez aber wohlgesonnen und überwindet sich deshalb, aus der alten Sprenggranate und der Erdnussbutter eine Bombe der etwas anderen Art zu bauen. Bubblegum setzt sich währenddessen in sicherer Entfernung an die Herstellung eines WiFi-fähigen Zünders. Mit all diesen Vorbereitungen vergeht die Zeit wie im Flug und Mitternacht rückt näher. Um Viertel vor Zwölf ist die Bombe scharf gemacht und im Raum platziert. Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Bubblegum und Midnight beziehen Stellung im Raum gegenüber und halten sich bereit, Rocky bleibt in Midnights unmittelbarer Nähe und kieselt fröhlich astral vor sich hin. Um Punkt Mitternacht betritt Ramirez in ihrer Attila-Gestalt (männlicher, hispanischer Elf in Designer-Geschäftsanzug) den Erebos, wovon die Ermittlerinnen per Kommlink unmittelbar in Kenntnis gesetzt werden.
Der orkische Ghul "Grau" bringt Attila wie vereinbart zum präparierten Raum und schlägt nach dessen Betreten die Tür hinter ihm zu. Dann passieren mehrere Dinge fast gleichzeitig: Midnight gibt Rocky den Befehl, hinüberzufliegen und Attila mit Grauen zu erfüllen. Bubblegum betätigt den Zünder der Erdnussbombe, welche erwartungsgemäß detoniert (zumindest dem Geräusch nach) und Attila beginnt zu schreien. Grau brüllt etwas Unverständliches. Bubblegum schnappt sich das myomere Seil der Magesight-Brille und stürmt mit Midnight aus ihrem Raum. Grau stemmt sich mit aller Gewalt gegen die Bunkertür, das Schloss ist defekt und deshalb muss Attila mit Muskelkraft im Raum gehalten werden. Die Runner stemmen sich mit aller Kraft dagegen und zu dritt gelingt es ihnen, dem Hämmern des Elfen Stand zu halten. Das zuvor gebohrte Loch in der Tür befindet sich kurz über dem Boden, sodass die Magesight-Brille als erstes zwei Beine aufnimmt, deren Besitzer direkt vor der Tür steht und mit aller Kraft dagegen hämmert. Attilas Gesicht ist stark gerötet und schwillt zusehends an, offenbar hat ihn die Erdnussbutter im Gesicht erwischt und offenbar leidet er unter mehr als einer leichten Allergie. Bis jetzt klingt er zwar schmerzerfüllt, aber eher wütend als verängstigt, Rocky scheint sich also noch nicht durchgesetzt zu haben. Um das Prozedere zu beschleunigen, schickt Midnight durch ihre Brille einen Verwirrungszauber hinterher. Rocky, der zum Glück nicht verstanden hat, dass sein Ziel sich erfolgreich widersetzen konnte, setzt weiter munter sein Grauen ein. Unter der fortschreitenden allergischen Reaktion leidend und tiefgehend verwirrt kann Attila dem Geist schließlich nicht mehr widerstehen, und jetzt reichern sich seine Schreie mit wachsender Panik an. Die Belastung scheint es ihm zu erschweren, seine kosmetische Kontrolle aufrecht zu erhalten, weshalb die tiefe männliche stimme immer wieder in deutlich weibliches Kreischen umschlägt, bricht und neu anhebt. Die Midnights Brille und einen Live-Feed für Bubblegum realisieren die beiden, dass Attila zumindest aufgrund seiner Allergie in echter Lebensgefahr schwebt. Ihn jetzt sterben zu lassen ist allerdings nicht das erklärte Ziel gewesen. Deshalb gibt Midnight Rocky den Befehl, sich zu materialisieren und Attila zu Boden zu ringen. Aus dem Nichts beginnt eine Lawine von Steinen auf Attila hinabzuregnen, zumeist rundgeschliffene Kiesel, einige backsteingroße Natursteine sind jedoch auch dabei. Der geschwächte Elf bricht beinahe sofort zusammen und ist festgenagelt. Bubblegum schafft das myomere Seil aus dem Weg und Midnight bezeichnet Grau, dass seine Aufgabe erfüllt ist. Schützenhilfe war nicht Teil des Deals und die Situation scheint unter Kontrolle zu sein. Die Tür wird geöffnet, dahinter liegt ein inzwischen nur noch röchelnder Attila, begraben unter einer entfernt anthropomorph wirkenden Steinlawine. Sein Gesicht ist dermaßen angeschwollen, dass er anscheinend arge Probleme hat, an frische Atemluft zu gelangen. Während Midnight Attila mit einem vorsorglich mitgebrachten Stolperdraht fesselt, entfernt Bubblegum so gut es geht die Erdnussbutter von seinem Körper und verabreicht ihm einige Antihistaminika. Das Keuchen und Krächzen nimmt ab, und die Schwellung scheint auch langsam zurückzugehen. Sobald Attila einen klaren Gedanken fassen kann, versucht er jedoch, sich seiner Fesseln zu entledigen. Mit schier unmenschlicher Gewandtheit gelingt es ihm plötzlich, einen von Midnights Knoten zu lösen und er bekommt einen Arm frei. Bubblegum zieht sofort ihre Mossberg und verpasst ihm eine Schockladung in die Schulter. Die geringe Distanz führt dazu, dass das Mündungsfeuer Anzug und Haut versengt, dann schlagen die Geschosse ein, kugeln dem Elfen die Schulter aus und entfalten ihren Stromschlag. Dieser wehrt sich aber weiterhin, sodass Bubblegum auch die andere Schulter unter Feuer nimmt. Es knackt hörbar, als der Knochen bricht und beinahe sofort verliert der Elf das Bewusstsein und damit auch seine kosmetische Kontrolle. In Sekundenschnelle schmälert sich die Silhouette, während das Haar länger wird und einige sehr charakteristische Tätowierungen auf der Haut des nun weiblichen Elfen auftauchen. Das ist definitiv Francesca Ramirez, sie gleicht dem Bild in der PSI Aid Akte bis in die Haarspitzen. Midnight möchte Rockys Dienste aufsparen und vermag es nicht, ihn nur durch gutes Zureden dazu zu bewegen, seine Position auf dem am Boden liegenden Körper zu verlassen. Also hieven sie und Bubblegum unter Aufbietung all ihrer Kräfte Körper inklusive Geist auf ein nahes Bettgestell und beginnen wieder, Ramirez zu fesseln. Bubblegum durchsucht die Elfe und findet in zwei Rücken-Tarnholstern Kampfmesser, die sie sofort in ihre Tasche befördert. Weitere Ausrüstung oder gar ein Kommlink scheint Ramirez nicht bei sich zu haben. Die nun eintretende Stille übermannt die Ermittlerinnen und wird nur sporadisch von einigen Kieselsteinen gebrochen, die von Rockys oberem Ende hinabrutschen und sich der Schwerkraft ergeben müssen. Nach diesem kurzen, intensiven Gefecht haben Midnight und Bubblegum die Möglichkeit, sich zu sammeln, und ihre Gedanken zu ordnen, bevor Ramirez in etwa einer Stunde wieder zu Bewusstsein kommen wird. Sie sind sich sicher, dass Isolde Bergmann hinter der Mordserie steckt und sie hier vor sich nur das Werkzeug liegen haben. Ziel sollte es also sein, Ramirez zumindest soweit auszuhorchen, dass die Ergreifung von Frau Bergmann selbst dadurch ermöglicht wird. Es ist unklar, inwiefern die Elfin noch mit der Ärztin verbandelt ist, ob sie eventuell Informationen über das heimische Sicherheitssystem besitzt oder Isoldes Tagesablauf kennt. Ein paar Szenarien werden schnell durchgespielt, am Ende bleibt es aber dabei, dass man wird sehen müssen, was die Elfe zu erzählen hat. Als sie schließlich erwacht, ist das erst einmal nichts. Wütend funkelt sie ihre Bezwinger an und versucht wieder, sich der Fesseln und des Geists, der in materialisierter Form immer noch auf ihr liegt, zu erwehren. Nach einigen vergeblichen Versuchen wechselt Ramirez schließlich in den Verhandlungsmodus und ist bereit, den Runnern zuzuhören. Die beiden versuchen, ihr klar zu machen, dass sie keinerlei Optionen mehr besitzt, außer zu kooperieren. Doch angesichts ihrer allgemeinen Verfassung gelingt es Ramirez schnell, die Zeichen zu deuten und während sie noch fragt, wie man sich denn friedlich einigen könne, bemerkt Midnight aus den Augenwinkeln das Aufblitzen einer Schnappklinge, die versucht, den Fesseldraht zu durchtrennen. Bubblegum stürzt sich wieder auf Ramirez, entfernt die Waffe und sieht keine andere Möglichkeit mehr, als die Elfe restlos zu entkleiden. Dafür wird dann auch Rocky endlich von der Elfe herunterbeordert, der sich still polternd in eine Ecke des Raumes verzieht. Zum Vorschein kommen noch eine weitere Unterarm-Schnappklinge, eine Holdout-Pistole und ein Kommlink, das im Futteral des Jackets versteckt war. Die Tätowierungen, die Ramirez auf Gesicht und Hals trägt, ziehen sich über den ganzen Körper fort, ansonsten sind keine weiteren Auffälligkeiten erkennbar, insbesondere sind sich die Ermittlerinnen nun endlich sicher, dass die Elfe wehrlos und unbewaffnet ist. Diese scheint zur gleichen Einschätzung gekommen zu sein und fragt geradeheraus, womit sie ihr Leben retten könne. Informationen wären ein Anfang. Doch die Geschichte, die Ramirez auftischt, ist offenbar gelogen: Sie bezichtigt erst Bon Soir, der wahre Mörder zu sein, dann wiederum soll Dr. Johann Bergmann der Auftraggeber sein. Bubblegum und Midnight merken, dass diese Person nicht kooperieren wird und legen ihre Karten auf den Tisch. Sie erzählen von Madonna, die bald mit sehr viel Wut und gewiss auch der nötigen Kreativität, ihr angemessen Ausdruck zu verleihen, hier eintreffen wird. Und sie erzählen von den Ghulen, die bekommen werden, was dann noch von der Elfe übrig sein wird. Sie lassen Ramirez wissen, dass sie ihren Namen kennen, genauso wie Teile ihrer Vergangenheit. In welchen Staaten sie beispielsweise gesucht wird. Und Bubblegum lässt es sich nicht nehmen, kurz darüber zu sinnieren, ob Amazonien oder Aztlan wohl die grausameren Todesstrafen verhängt. All dies scheint Ramirez nicht sonderlich zu berühren, teilweise sogar zu amüsieren. Bubblegum sieht sich einer eiskalten Betonmauer gegenüber, in Gestalt einer nackten, gefesselten und schwer verwundeten Elfe. Midnight jedoch gelingt es, einen kurzen Blick hinter die fast perfekte Fassade zu werfen. Dort, für den Bruchteil einer Sekunde, in den scheinbar ausdruckslos grauen Augen der Sicaria, findet sie einen kleinen Rest echter Metamenschlichkeit, der sich von realistischer und absolut akuter Todesangst noch hochscheuchen lässt. Da setzt sie an, und mit genug Überredungstalent gelingt es ihr, die Elfe an den Rand einer emotionalen Regung zu treiben. Schließlich ist es doch die schonungslose Ehrlichkeit, gepaart mit der Bereitschaft, alle Versprechungen über den Haufen zu schmeißen, die zu etwas durchzudringen vermag, das hinter der kalten Maske der Mörderin liegt: Die beiden Ermittlerinnen können ihr nicht das Leben versprechen, selbst wenn sie wollten. So, wie die Situation liegt, wird Ramirez sterben. Entweder durch Madonnas Hand oder die der Ghule. Was sie ihr aber anbieten können, wenn sie zu reden bereit ist, ist ein schneller, schmerzloser Tod. Ein Kopfschuss könnte der Elfe viele Schmerzen ersparen. Damit erklärt sie sich einverstanden und beginnt, alle Fragen scheinbar wahrheitsgemäß zu beantworten. Sie sei von Isolde Bergmann beauftragt worden, dem untreuen Ehemann nachzustellen und die Identitäten seiner Gespielinnen herauszufinden. Dann habe Isolde sie ausgesprochen gut bezahlt, sich dieser Prostituierten zu entledigen. Als sie bei der Observierung des Sagrada Familia zufällig einmal Bon Soir askennt habe, schien ihr die Gelegenheit günstig, seine Signatur anzunehmen. Das Hinterlassen des Zettels war dann ein eher halbherziger Versuch, sich die zukünftige Arbeit durch das Legen einer falschen Fährte noch weiter zu vereinfachen. Denn schwierig seien die Morde eigentlich nicht gewesen. Zumindest die ersten nicht. Bei ihrem letzten Anschlag, dem auf Crystal, habe sie die Einmischung der Runner durchaus indirekt zu spüren bekommen. Sie hatte sich als Squatter ausgegeben, ein Menschenschlag, der für die meisten Berliner - selbst die Unterschichtler - quasi unsichtbar ist. Aber Stella und Crystal waren auf der Hut, hatten sie frühzeitig bemerkt und sich gewehrt. Ramirez nimmt an, dass es leichter gewesen wäre, wenn die Runner nicht die Squatter-Leiche in der Gasse hinter dem Sagrada Familia entdeckt und die Familie damit indirekt in akute Alarmbereitschaft versetzt hätten. Die Erkenntnis, den letzten Mord fast - aber eben nur fast - verhindert zu haben, trifft Midnight und vor allem Bubblegum tief. Sie wollen wissen, welche Prostituierte Ramirez außerdem für Frau Bergmann gefunden hatte. Die Elfe nennt vier Namen, die Bubblegum mit den Kontakten in Herrn Bergmanns Kommlink abgleichen kann. Sie beglückwünscht die Runner, dass diese vier zumindest fürs Erste in Sicherheit sind. Dass die Runner gewonnen haben. Dass sie selbst sterben wird. Und da ist es wieder, Midnight kann es sehen. In den Augen, in den Worten, in der Stimme, die nur stark klingt, aber kurz vorm Brechen steht, regt sich wieder das Residuum einer Seele. Und das, was genauso gut ein Schweißtropfen sein könnte, enttarnt sich selbst als einzelne Träne des aufrechten Bedauerns. Noch einmal halten die Ermittlerinnen kurz Kriegsrat und noch einmal überwinden sie sich. Bubblegum läuft nach unten und lässt sich von Medea die letale Dosis einer Opiatinjektion geben. Irgendwie fühlt es sich richtiger an, Ramirez friedlich entschlafen zu lassen. Midnight tastet derweil vorsichtig nach weiteren Überresten eines fühlenden Wesens im Körper der Auftragsmörderin, was auf seine eigene Weise wahrscheinlich grausamer ist, als jede Folter, die Madonna sich ausdenken kann. Als Bubblegum schließlich zurück ist und die schicksalhafte Injektion verabreicht, kann sich Ramirez sogar ein einzelnes, in die unspezifische Leere des Raums gerichtetes "Danke" nicht verkneifen. Mit ihrem letzten Atemzug und einem Puls, der kaum noch spürbar ist, teilt Francesca Ramirez dann noch mit: "Squatterbankett. Hintertür. Passwort. Himmelpforte." und verabschiedet sich so aus diesem Leben.
Bubblegum und Midnight (Anmerkund der SL: Und die Spielerinnen dahinter und die SL selbst) sind inzwischen innerlich ziemlich am Ende. Ein paar Minuten geschieht gar nichts, man hört nur das Verhaltene Fallen von kleinen Steinchen. Dann ist die Auszeit jedoch vorbei, und es gilt, diesen Auftrag endgültig zu Ende zu bringen. Midnight informiert Madonna, dass sie fertig seien und selbige macht sich sofort auf den Weg. Bubblegum verschickt währenddessen Nachrichten mit Bergmanns Kommlink an die von Ramirez benannten Prostituierten und warnt diese vor einem eventuell bevorstehenden Mordanschlag. Sie sollen untertauchen oder bestenfalls die Stadt verlassen. Die SIN von Max Weber ist noch mit einem Konto verknüpft, auf dem etwas mehr als 3.000€ liegen, und Bubblegum nimmt sich vor, dieses Geld einzusetzen, um den Gefährdeten eventuell die Flucht zu erleichtern. Bald darauf trifft auch schon Madonna ein, die sich die Situation schildern lässt. Obwohl beide Ermittlerinnen sehen können, dass der Zorn der älteren Dame kocht, muss diese eingestehen, dass das Verhalten ihrer Auftragnehmer sehr wahrscheinlich weitere Morde verhindern konnte. Folglich muss Madonna auf ihre gerechte Vergeltung vorerst verzichten und die Runner auszahlen. Sie empfiehlt, ausnahmsweise vielleicht einen kleinen Drink zu nehmen, lange und ausgiebig zu schlafen und sich am nächsten Tag wieder zu treffen, um die Eventualität eines Folgeauftrags zu besprechen. Möglicherweise gäbe es da sehr kurzfristig eine Extraktion durchzuführen, und dankenswerterweise ist das erste Hindernis in Form einer gesicherten Hintertür bereits überwunden.
Anmerkung der SL: Für das Abenteuer, das über drei Spielsitzungen (insgesamt knapp 30 Stunden) lief und drei Ingame-Tage andauerte, habe ich den Spielerinnen jeweils zehn Karma zusätzlich zur finanziellen Belohnung gegeben. Falls jemandem der letzte Teil der Zusammenfassung zu prosaisch oder kitschig geraten sein sollte, möchte ich mich an dieser Stelle dafür entschuldigen. Ich habe versucht, die Emotionalität, die uns beim Spielen der letzten Szene übermannte, irgendwie in den Text zu transformieren. Insbesondere dieser Teil war von mir keineswegs geplant, eigentlich wollte ich den Spielerinnen nach so vielen sozialen Abgründen und Elend gerne einen Bösewicht schenken, den man einfach umpusten und sich dabei gut fühlen kann. Als Ende der Geisterbahn, quasi. Das hat überhaupt nicht funktioniert, ganz im Gegenteil. Ich habe dieses Abenteuer mit ziemlichen Bauchschmerzen abgeschlossen und war durchaus kurz davor, die Reißleine zu ziehen. Inzwischen, zwei Tage später, empfinde ich die Dramaturgie, die wir erzeugt haben, als durchaus gelungen. Trotzdem war es ein Ritt auf Messers Schneide. Ich hatte mir im Vorhinein überlegt, wie ich mit Prostitution, Mord, Vergewaltigung und all dem Elend der Sechsten Welt umgehen will. Wie ich diese Dinge zu Teilen einer bedrückenden Kulisse werden lassen kann, ohne dabei zu riskieren, "Trigger" zu bedienen und einer meiner Spielerinnen so zu schaden. Worauf ich nicht gefasst war, war der Zusammenbruch meiner perfekten Soziopathin in etwas, womit man auf eine krude Weise Mitleid haben kann. War auf jeden Fall krass, aber in meinen Augen auch durchaus riskant.
Danke fürs Lesen, ich hoffe, es hat dir gefallen. :-)