Aber ich habe das Gefühl, dass ironischerweise sehr viel kulturelle Unsensibilität in die Kritik mithineinspielt. Eines eint die US-amerikanischen Diskursräume, nämlich, dass Unterschiede zu den eigenen Ansprüchen, auf die man im Ausland trifft, erstmal als Rückständigkeit interpretiert werden.
Das ist eine ziemlich gute allgemeine Defintion von Kulturimperialismus.
Aber dann kommt noch dazu, dass die Intersektionalität, die sie gerne behaupten, oft halt auch nur verlogener Unsinn ist. Hier geht es halt darum, die eigenen Partikularinteressen jedem Anderen aufzudrücken. Ob das nun Feministinnen sind, die den Islam wütend als rückständige Religion bekämpfen, aber gleichzeitig am Liebsten eine Burkapflicht oder ein Bilderverbot von Frauen haben wollen, Behindertenrechtler die Abtreibung am liebsten verbieten wollen (sich aber als sonstwie Liberal gerieren - nur halt nicht, wenn es ihr eigenes Entitlement angeht), oder eben Sarkeesian, die gerne mal Videos über kulturelle Insensibilitäten dreht, aber voll auf den Imperialismuszug der US-Linken aufspringt und damit auch noch Kohle machen will.
Man kann natürlich kritisieren, dass ein Frauenkörper zur Demonstration eingesetzt wird oder es insgesamt eine Ausrede für das Zeigen von Nackheit halten.
Dazu kommt noch etwas anderes - in einem von einer die Prüderie und einen militanten Katholizismus hochhaltenden Gesellschaft wie Polen ist diese Verwendung von Nacktheit ein Akt des politischen Widerstands. Natürlich sehen das die Bretter-vor-dem-Kopf-Twitter-Aktivisten aus dem einzigen Land der Freiheit, das Sklaverei erlaubt (lest mal den 13. Verfassungszusatz!), nicht. Wie auch, Selbstkritik ist halt Anglos allgemein nicht so gegeben, und dieser Klientel, die sich ja auch permanent im Recht wähnt, besonders nicht. Wie gesagt, da ist Diskussion fruchtlos. Da kann man genauso gut mit den Taliban über Frauenrechte diskutieren.
Bearbeitet von Richter, 18. Juni 2019 - 12:59 .